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: Es geht wieder um Sounds und Styles: The Pharcyde im Pfefferberg

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Es geht wieder um Sounds und Styles: The Pharcyde im Pfefferberg

Der Zeitpunkt für die amerikanische HipHop-Gruppe The Pharcyde scheint günstig zu sein. Man ist in der HipHop-Nation nach Biggie Smalls Tod endgültig zur Besinnung gekommen und schüttelt sich über den Kontinent hinweg ganz kräftig die Hände. Statt um eindimensionale Ost-West-Rivalität dürfte es also bald wieder vermehrt auch um Sounds und Styles gehen, und Bands wie The Pharcyde, die bisher nur am Rande wahrgenommen wurden, weil sie weder Lautsprecher waren noch sich einmischten, können endlich den wohlverdienten Superstarstatus einstreichen. Obwohl der bei den vier Mittzwanzigern aus South Central sicher nicht an erster Stelle ihrer privaten Wunschliste steht – schon ihr geringer Albumausstoß, zwei Stück innerhalb von sechs Jahren, spricht dagegen.

Das war 1992 schon so, als sie ihr Debüt veröffentlichten. State Of The HipHop-Art war der G-Funk, doch the Pharcyde setzten dem lieber einen bizarren Ritt durch das eigene Universum entgegen: „A Bizarre Ride II The Pharcyde“. Ein leicht abgedrehtes und verrücktes Album, mit reduzierten, überlagerten Snare-Sounds, dezenten Bässen und haufenweise Jazzsamples, versehen mit einem bunt-psychedelischen Cover, das die vier Rapper als Geisterbahn fahrende Cartoonfiguren zeigte. Ungerechterweise wurden Pharcyde daraufhin zumeist als HipHop-Clowns und goofy ass idiots bezeichnet, wiewohl manche ihrer Songs, beispielsweise das einzigartige „Passin' Me By“, gänzlich anders klangen: traurig, nachdenklich und den heimischen Dreck klug durch die Wortmühlen drehend. Für „Labcabincalifornia“ brauchten sie dann geschlagene drei Jahre. Hier dominieren Hammondorgel, Vibraphon und doppelt fettes Baßspiel, und auch wenn die Tracks diesmal weniger verrückt als stringent rüberkamen, hatten die Freunde von Doppeldeutigkeit, Sophistication und natürlich gutem Geschmack erneut ihre helle Freude an diesem Album. Mehr davon! mag man ihnen zurufen, doch The Pharcyde lassen sich Zeit und gehen lieber noch mal ohne neues Material auf Tour. Was auch nicht das Schlechteste ist, denn live sind sie eine Wucht in Tüten. Gerrit Bartels

Ab 22 Uhr im Pfefferberg, Schönhauser Allee

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