Jerusalemfest umstritten

■ In der Oranienburger Straße wird „30 Jahre vereinigtes Jerusalem“ gefeiert

In der Oranienburger Straße findet am Sonntag zum ersten Mal ein jüdisches Straßenfest statt. Gefeiert wird mit israelischem Essen, Trinken, Live-Band und Tanzen von 14 bis 20 Uhr ein politisch heikles Datum, nämlich „30 Jahre vereinigtes Jerusalem“. An der Tucholskystraße wird symbolisch ein Tor zur Jerusalemer Altstadt nachgebaut, daneben die Klagemauer. Nicht weit davon entfernt werden sich Informationsstände befinden, u.a. vom israelischen Generalkonsulat, der Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, der Bnai-Brith-Loge. Eingeladen sind alle Berliner, erwartet werden etwa 5.000 Besucher, darunter viel Prominenz.

Die Veranstalter sind der „Bund Jüdischer Studenten in Deutschland“, dessen Vorsitzender Ariel Abaew (26) gerade auf der Liste „das Team“ den Sprung in die nächste Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde geschafft hat. Als Mitveranstalter wird ebenfalls die Jüdische Gemeinde genannt, von der aber dazu seit Tagen keine Stellungnahme zu erhalten ist. Die Schirmherrschaft hat der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen gemeinsam mit dem Zentralratsvorsitzenden Ignatz Bubis übernommen. Der Erlös des Festes soll dem „I.C.M.I.S.“ zugute kommen, einer Organisation, die sich um das Schicksal von vier im Libanon vermißten israelischen Soldaten kümmert.

Heftige Kritik, die „Wiedervereinigung“ Jerusalems zu feiern, übte gestern die „Jüdische Gruppe Berlin“, eine Vereinigung von etwa siebzig Intellektuellen. Im Sechstagekrieg sei Jerusalem von Israel erobert und nicht befreit worden, sagte gestern deren Sprecherin, die Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte, Alisa Fuß. In der FAZ hatte der frühere Leiter des Hauses der Wannseekonferenz, Gerhard Schoenberner, empfohlen, dem Fest fernzubleiben, weil hier „einseitig“ Partei in einem internationalen Konflikt über den völkerrechtlichen Status der arabischen Altstadt genommen werde. Genau aus diesem Grund hält das Auswärtige Amt die Schirmherrschaft von Diepgen für problematisch. Abaew kann über die Vehemenz der Kritik nur staunen. Das Fest ist „unpolitisch“, sagte er gegenüber der taz, es solle dem „interkulturellen Dialog“ dienen. Gefeiert werde nur, daß „die Stadt der drei Weltreligionen seit 1967 wieder von jedermann betreten werden kann“. aku