Gelehrt wird nicht

■ AK St. Georg: Medizinstudenten beklagen Schlendrian eines Professors

Das bißchen Lehre macht sich von allein – scheinen einige Hamburger Medizin-Professoren zu glauben. Ihre StudentInnen sind da anderer Ansicht: Vier von ihnen informierten nun Wissenschaftssenator Leonhard Hajen über den Schlendrian eines Professors im AK St. Georg. Seit Semesterbeginn werden sie dort weder von diesem noch einem anderen ausgebildeten Arzt in die Diagnostik eingeführt, sondern von Medizinern, die selber noch in der Ausbildung sind.

Bereits im Januar diesen Jahres hatten Studenten den Professoren des UKE „Lehrbetrug“ vorgeworfen: Laut ihren Recherchen hatten diese reichlich Pflichtstunden geschwänzt; erbost drohte Hajen damals gar mit Disziplinarverfahren. Aber nicht nur die Profs am UKE haben zu ihrer Lehrverpflichtung offenbar ein lockeres Verhältnis: So bekam eine Gruppe von Studenten in den sieben Wochen ihres ersten klinischen Semesters auf der Inneren Abteilung im AK St. Georg den Chefarzt Prof. Karl-Heinz Kuck bislang nicht zu Gesicht. Allerdings auch keinen anderen Ober- oder Assistenzarzt. „Wenn wir zu unserem Untersuchungskurs erschienen sind, war immer nur ein Arzt im Praktikum anwesend“, berichtete Student Helge Homann gestern der taz. Bei drei Terminen waren die Praktikumsärzte sogar alleine auf Station – „deswegen wurden wir in eine andere Abteilung geschickt“, so Homann, dort aber wiederum nur von Ärzten im Praktikum unterwiesen.

Anfang Mai hatten die Studenten sich daraufhin bei Kuck beschwert – folgenlos. Auch ein Gespräch mit dem Ärztlichen Direktor, Professor Bernhard Leisner, zeigte keine Wirkung. Obwohl Kuck Leisner zugesagt hat, zügig Abhilfe zu schaffen, wie eine Sprecherin der Klinik gestern beteuerte. Die Behörde und das UKE werden die Beschwerde der Studenten jetzt prüfen: Als Professor ist Kuck nicht nur verpflichtet, zwei Stunden wöchentlich zu lehren, sondern auch für eine ordnungsgemäße Ausbildung in seiner Station verantwortlich. sako