Nachgefragt
: „Konzentrieren“

■ Hat Bremen zu viele Krankenhäuser?

Diese Woche eröffneten die Bremer Ersatzkrankenkassen, in Bremen gebe es 800 Klinikbetten zuviel und forderten die Schließung eines oder mehrerer Krankenhäuser. Ende des Jahres muß der Senat den Bremer Landeskrankenhausplan bis 2003 fortschreiben. Wir fragten Jan Wiegels, Geschäftsführer der Bremer Krankenhausgesellschaft e.V., zum Thema.

taz: Sie sagen, trotz sinkender Auslastung in den Bremer Kliniken sei es nicht sinnvoll, ein Krankenhaus zu schließen?

Jan Wiegels: Wir versperren uns nicht dem Thema. Daß die Krankenkassen aber gleich die Schließung ganzer Häuser fordern, liegt daran, daß sie Fixkosten sparen wollen.

Was halten Sie dem entgegen? Was rechtfertigt es, alle Bremer Krankenhäuser weiterzuführen?

Eines ist ja schon gekündigt worden, die Paracelsus-Kurfürstenklinik. Wir halten dem entgegen, daß alle Krankenhäuser einen bestimmten Versorgungsauftrag haben, vor allem fachlich. Das definiert der Landeskrankenhausplan. Grundsätzlich sagen wir: Es gibt sicher einen Anpassungsbedarf.

In welcher Form?

Betten müssen reduziert werden. Es ist auch nachvollziehbar, daß vielleicht auf Dauer nicht alle Standorte erhalten bleiben werden können, wenn die Reduzierung dramatische Ausmaße annimmt. Was ich persönlich aber nicht glaube. Man kann jedoch auch grundsätzlich darüber diskutieren, ob man zum Beispiel drei Pädiatrien in Bremen braucht. Man muß die Standorte konzentrieren und auch längere Patientenwege in Kauf nehmen.

Man kann auf eine Pädiatrie verzichten?

Man kann die drei eventuell zusammenlegen.

Wenn gleichzeitig ein Haus in seiner Größe erhalten wird, entsteht doch ein Leerbereich.

Das sagen wir ja auch: Wenn sich Leerbereiche auftun, sollen die abgebaut werden. Wir pochen aber auf die Trägervielfalt, frei-gemeinnützige, kommunale und private Krankenhäuser. Das einzige private, die Paracelsus-Klinik wird jetzt gerade geschlossen. Wenn man von der Schließung ganzer Häuser spricht, trifft es die kleineren natürlich immer am schnellsten.

Sie finden, man sollte den Blick mehr auf die großen kommunalen Häuser richten?

Das kann und darf ich so nicht sagen, weil ich hier alle vertreten muß. Jedwede Anpassung darf nicht an die Existenz eines einzelnen Hauses rühren.

Die Krankenkassen bemängelten unter anderem, daß zu wenig ambulant operiert wird.

In der Tat haben die Krankenhäuser das eher zögerlich aufgenommen. Das liegt vor allem daran, daß die ambulanten Operationen überhaupt nicht kostendeckend sind. Auch bei der vor- und nachstationären Behandlung gibts noch Defizite.

Das läßt sich nicht forcieren?

Die Dinge sind angelaufen.

Interview: Silvia Plahl