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: Zuwenig Mißtrauen

„Ein Fall für Zwei“, Fr., 20.15 Uhr, ZDF

Die Serie funktioniert als Abbildungssystem zweiter Ordnung. Das Altern der Stars bewegt letztlich mehr als das Lösen von Fällen. Wie aber wechselt man einen Akteur aus, der 90 Folgen lang den distinguierten Anwalt zum rauhen, aber herzlichen Detektiv Matula (Claus Theo Gärtner) gemimt hat? Während Matula seine Tuchfühlung zum Milieu nicht verhehlen konnte und mochte, repräsentierte Dr. Franck den typischen Angehörigen einer Funktionselite. „Die Zwei“ konnten ihre Fälle lösen, weil sie über genügend Kompetenz für unterschiedliche Systeme, Recht und Alltag, verfügten.

Rainer Hunold, der die Kanzlei seinerzeit von Günter Strack übernommen hatte, läßt Matula nun im Stich. Dafür kann es unter Männern nur wenig Gründe geben. Im normalen Leben setzt sich ein Anwalt, der genug verdient hat, vielleicht auf irgendeiner spanischen Insel zur Ruhe. Aber das kann man den Zuschauern nicht guten Gewissens erzählen. Eine Frau könnte schon eher ein hinreichender Grund sein. Rita Russek brachte als Uni-Dekanin sicherheitshalber noch einen Professorentitel als Lockmittel mit. Als man schon rufen wollte: „Tu's nicht, Anwalt“, fielen die Schüsse zur Entscheidungsfindung.

Deutschen Fernsehserien mangelt es an Zeitgefühl. Frau taucht auf, akademische Karriere naht, Todesgefahr und ab. Der neue Anwalt (Mathias Herrmann) ward ganz nebenbei eingeführt. Matula darf nicht alleine bleiben. Nach anfänglichem Mißtrauen gegen den Neuen beginnt er ihn schon nach wenigen Minuten zu mögen, wo doch mindestens fünf Folgen Mißtrauen angebracht gewesen wären. Seine Rolle aber ist die Wahrung der Männerfreundschaft. Ab nächsten Freitag Harry Nutt