Garantiert maritimes Flair

Museumsschiffe: Ohne privates Engagement geht fast nichts  ■ Von Herdis Lüke

Wer bei Ebbe an die Elbe spaziert, um die wuchtigen Containerschiffe der Panmaxklasse beim Einlaufen zu beobachten, hat Pech. Für maritimes Flair sorgen jedoch die Museumsschiffe. Schon aus der U3 sieht man zum Beispiel die „Rickmer Rickmers“und den Stückgutfrachter „Cap San Diego“an der Überseebrücke der St.Pauli-Landungsbrücken liegen.

Manfred Fraider war letzter Kapitän der „Cap San Diego“. Der 61jährige hat den Stückgutfrachter 1985 von Bangkok nach Hamburg zurück gefahren. Als er 1995 zum Anlaß des 100jährigen Bestehens des Nordostseekanals mit dem Schiff nochmals ablegen durfte, fühlte er sich deshalb „besonders stolz“.

Seit 1988 ist die „Cap San Diego“der Stiftung Hamburger Admiralität übereignet und wird seitdem von der Cap-San-Diego-Betriebsgesellschaft unterhalten und betrieben. Auf der Brücke steht Fraider heute noch, wenn auch nur in seiner Freizeit – nicht nur als Vorstandsmitglied der Stiftung, sondern als Erster Vorsitzender auch auf der Brücke des Eisbrechers „Stettin“, der vom gleichnamigen Förderverein betrieben wird.

Ohne privates Engagement wären Schiffe wie die „Cap San Diego“oder die „Stettin“längst verschrottet, sagt Manfred Fraider. Rund 250.000 Mark muß der 1933 in Dienst gestellte Eisbrecher, der noch bis 1981 fuhr, jedes Jahr erwirtschaften, damit er instandgehalten und betrieben werden kann.

Das Personal, das regelmäßig für Reparaturen oder Instandhaltung der beiden Museumsschiffe gebraucht wird, kommt von einer Gesellschaft für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Die Stiftung Hamburger Admiralität und der „Förderverein Eisbrecher Stettin“haben diese Gesellschaft gemeinsam 1995 gegründet.

Etwa 750 Mitglieder von 16 bis 76 Jahre hat der Förderverein: „Mit den Familien sind wir rund 1.000, der Jahresmitgliedsbeitrag liegt bei 80 Mark pro Familie“, berichtet Fraider. Rund 40 Menschen sind regelmäßig aktiv dabei. „Bezahlt wird hier keiner für seine Arbeit, jeder packt mit an“– ob beim Kohleschippen oder beim Kochen.

„Unsere Kohle“, erzählt der Kapitän, „verdienen wir mit Charter- und Einzelfahrten.“Jetzt hat Fraider einen „besonders dicken Fisch am Haken“: Eine Filmproduktionsgesellschaft in Hollywood will auf der „Stettin“Bruno Travens „Totenschiff“neu verfilmen. Im nächsten Frühjahr soll auf dem Schiff, wenn alles klappt, zehn Tage lang gedreht werden. „Die Stettin ist das einzige Schiff, auf dem man den Maschinisten noch auf den Kessel ziehen beziehungsweise ihn verheizen kann“, erzählt Fraider voller Stolz.

Auch drei Hamburger Museen beschäftigen sich mit dem Hafen und der Schifffahrt auf der Unterelbe: das Museum für Hamburgische Geschichte, das Altonaer Museum und das Museum für Arbeit. Sie unterhalten einige Schiffe mit besonderer historischer Bedeutung, etwa das Feuerlöschboot „Walter Hävernick“von 1929, den Schutensauger „Sauger IV“von 1909, den Schwimm-Dampfkran „Saatsee“von 1918 und die Polizeidampfbarkasse „Otto Lauffer“aus dem Jahr 1928.