Vulkan-Konkurs vergoldet?

■ Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt: Hat der letzte Vulkan-Chef und Hennemann-Nachfolger Udo Wagner zehn Millionen Mark sittenwidrig kassiert? / Zahlte die Schichau-Seebeck-Werft Schmiergelder?

Friedrich Hennemann ist offenbar nicht der einzige Vulkan-Manager, den der Konzern zum reichen Mann gemacht hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt auch gegen den letzten Vulkan-Chef Udo Wagner und den Vorsitzenden des Aufsichtsrat Hero Brahms wegen Untreue. Außerdem ermitteln die Staatsanwälte gegen zwei Geschäftsführer der Schichau Seebeckwerft AG in Bremerhaven. Die Manager sollen 20 Millionen Mark Schmiergelder gezahlt haben und einen Teil privat vereinnahmt haben.

Bevor Wagner im November des vergangenen Jahres die Nachfolge Hennemanns als Vorstandsvorsitzender antrat, ließ er sich angeblich eine Abfindung von zehn Millionen Mark versprechen – für den Fall, daß der Vulkan in Konkurs geht.

Wagner hätte nichts getan, ging Klaus Müller-Gebel, der Vertreter des Konsortialführers Commerzbank, in der vergangenen Woche vor dem Untersuchungsausschuß mit dem Manager hart ins Gericht. Anstatt ein Konzept zur Rettung des Vulkans vorzulegen, hätte Wagner im Februar lediglich einen „kleinen Zettel“präsentiert, auf dem er die Forderungen von über zwei Milliarden Mark aufsummiert hatte. Wenn Wagner tatsächlich zehn Millionen Mark für den Konkurs des Bremer Vulkan kassiert hat, stellt sich die Frage, ob er ein Interesse hatte, Konzern zu retten und ob die Abfindungsregelung sittenwidrig gewesen ist.

Wagner, der am kommenden Freitag vor dem Untersuchungsausschuß als Zeuge geladen ist, hat die Vorwürfe gegenüber der Staatsanwaltschaft bestritten. Die Ermittlungen stünden „ganz am Anfang“sagte Staatsanwalt Horst Nullmeyer gestern. Angeblich soll das Geld auf ein Treuhandkonto eingezahlt worden sein. Bislang hätten sich keine Hinweis dafür ergeben, daß es eine derartige Vereinbarung und eine Überweisung gegeben habe. Es sei nicht auszuschließen, daß das Geld aus der Konkursmasse stamme, so Nullmeyer.

Sollte Wagner die Summe jedoch aus einer anderen Quelle bekommen haben, wären die Vorwürfe vermutlich strafrechtlich nicht relevant. Jetzt sollen Hero Brahms sowie Konkursverwalter Jobst Wellensiek vernommen werden. Brahms, Wellensiek und Wagner standen gestern für eine Stellungnahme gegenüber der taz nicht zur Verfügung.

Derzeit bearbeitet die Bremer Staatsanwaltschaft rund 40 Ermittlungsverfahren in Sachen Vulkan. Darunter befindet sich auch die Ermittlungsakte gegen zwei Geschäftsführer der Schichau Seebeckwerft in Bremerhaven. Um den Neubauauftrag für zwei Fähren zu bekommen, sollen die Manager 20 Millionen Mark Schmiergelder an eine tunesische Gesellschaft gezahlt haben. Einen Teil des Geldes sollen die Geschäftsführer privat vereinnahmt haben, heißt es in der Anzeige. Die Ermittlungen dauern noch an. kes