Israelische Rechte vergraulen Popmusiker

■ Sinéad O'Connor sagt nach Morddrohungen ein Friedenskonzert in Jerusalem ab

Dublin (taz) – Die irische Popsängerin Sinéad O'Connor hat nach Morddrohungen jüdischer Rechtsextremisten ein Friedenskonzert in Jerusalem abgesagt. Bei den Organisatorinnen des Konzerts, der feministischen Friedensgruppe Bat Schalom (Töchter des Friedens), waren anonyme Anrufe eingegangen. Das Konzert sollte das Hauptereignis einer Aktionswoche unter dem Motto „Zusammenleben in Jerusalem – Zwei Hauptstädte für zwei Völker“ sein. Finanziert wird das Programm von der EU, die damit einen Kontrast zur offiziellen Feier zum 30. Jahrestag der Eroberung Ost-Jerusalems bieten will. Im israelischen Rundfunk bezeichnete gestern ein Mitglied der Ideologischen Front, einem Ableger der verbotenen antiarabischen Kach-Bewegung, die Absage O'Connors als Erfolg: „Sie kommt wegen uns nicht.“ Der Jerusalemer Bürgermeister Ehud Olmert erklärte, er freue sich über die Absage der Musikerin. Nach seiner Darstellung wurde das Konzert wegen des schleppenden Kartenverkaufs abgesagt. Die Veranstalter dementieren das.

Vorige Woche hatten jüdische Fundamentalisten den 24jährigen Aviv Geffen, Israels erfolgreichsten Popsänger, nach London ins Exil getrieben. Vor drei Wochen mußte er ein Konzert in Tel Aviv abbrechen, weil Flaschen und Ziegelsteine auf die Bühne flogen. Vor einem halben Jahr wurde er mit einem Messer attackiert. Geffen glaubt, daß die Mörder des ehemaligen Premierministers Jitzhak Rabin auch hinter den Angriffen auf ihn stecken. Er selbst hat den Rabin-Mord bei einer Friedensdemonstration aus nächster Nähe erlebt. Rabin hatte ihn umarmt. „Dann sah ich ihn fallen“, sagt Geffen. „Wenn sie anfangen, im Namen Gottes zu schießen, dann ist Israel kein Platz für mich.“

Geffen wurde attackiert, weil er eine Friedensgruppierung gegründet hat. „Die besetzten Gebiete sind ein Krebsgeschwür in Israels Körper“, sagte er. „Ich hätte nichts dagegen, ganz Jerusalem den Arabern zu geben.“ Eine fundamentalistische Organisation rief dazu auf, den Sänger zu steinigen. Im September wird Geffen in Schottland bei einem Solidaritätskonzert für Tibet auftreten – gemeinsam mit Sinéad O'Connor. Ralf Sotscheck