Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Absolute Power USA 1997, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Gene Hackmann, Laura Linney

„Der Gentleman-Einbrecher, der mit Samthandschuhen arbeitet und nur die hochkarätigsten Juwelen seines Zugriffs für würdig erachtet, ist ein Idol aus früheren, besseren Zeiten. Um so erfreulicher, daß Clint Eastwood als Regisseur und Star mit der ganzen Grazie seines Professionalismus den guten alten Meisterdieb, der das Stehlen als schöne Kunst betrachtet, noch einmal brillieren läßt. Nicht nur um edele Juwelen geht es natürlich, auch um eine schöne Frau und dann, unvermeidlich am Ende des 20. Jahrhunderts, um viel Blut, Mord, Gewalt. Unser Held gerät nämlich nicht mit irgendwelchen Lausebengeln ins Gemenge, sondern mit dem mächtigsten und korruptesten Drecksack weit und breit, dem Präsidenten der USA, der notfalls auch seine Bodyguards als privates Killerkommando einsetzt. Im übrigen jedoch kann man einem Thriller wie diesem nicht nachsagen, daß er aus dem wirklichen Leben gegriffen sei; er will ohne störende Skrupel der schönen Kunst des Nervenkitzels huldigen.“(Der Spiegel) City

Auf der Jagd nach dem Nierenstein Norwegen/Schweden 1996, R: Vibeke Idsöe, D: Torbjörn T. Jensen, Jenny Skavlan

„Der spannende Körpersaft- und Organthriller erzählt die Geschichte von Simon, der mit Hilfe seines altklugen und zauberkundigen Teddys zu einer Reise in den kranken Körper seines Großvaters aufbricht. In dessen Nieren werkeln garstige Salzhacker an einem riesigen, ungesunden Kristall – dem Nierenstein. Gemeinsam mit zwei Blutkörperchen nimmt Simon den aufwendig animierten, abenteuerlichen Kampf auf. Die tränenreiche Geschichte ist weder traurig noch nur für Kinder.“(tip) UT-Kinocenter

B

Balto USA/Großbritannien 1996, R: Simon Wells

„Ein packender Zeichentrickfilm über den zunächst von allen ausgestoßenen Wolfshund Balto. Als im Alaska des Jahres 1925 eine Epidemie ausbricht, kann das Serum wegen eines Blizzards nur mit einem Hundeschlitten geholt werden. Balto führt die Expedition nach Hause, obwohl der hinterlistige Leithund Steel ihm arge Schwierigkeiten macht. Eine gelungene Mischung aus Spannung, gefühlvollen Momenten und Witz, auch wenn die Story mit vielen Klischees belastet ist.“(tip) Kino 46

Batman-Nacht Teil 1-3 USA 1989-95, R: Tim Burton, Joel Schumacher, D: Michael Keaton, Val Kilmer

Bevor ein neuer Batman in die Kinos kommt, kann man jetzt die auslaufenden Versionen nochmal in einer langen Nacht ansehen. UFA-Palast

Batman & Robin USA 1997, R: Joel Schumacher, D:George Clooney, Arnold Schwarzenegger, Uma Thurman

Der vierte Batmanfilm und mit George Clooney schon der dritte Schauspieler in der Rolle der menschlichen Fledermaus. Schwarzenegger gibt den eiskalten Bösewicht Mr. Freeze, aber viel mehr läßt sich noch nicht sagen, denn weil der Film auch in den USA erst am 20.6. anläuft, gibt es noch keine Kritiken von Leuten, die ihn auch wirklich gesehen haben. UT-Kinocenter

C

Casper USA 1995, R: Brad Silverling, D: Christina Ricci, Eric Idle

„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“und „Roger Rabbit“entwickelt wurden. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme. Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“(epd-Film) Schauburg

Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich

„Wer mitfliegt, zurre Sicherheitsgurt und Kotztüte fest, denn die neue machomanische Flugnummer von Produzent Jerry Bruckheimer („Top Gun“, „The Rock“) und Regisseur Simon West stürzt mit allen pyrotechnischen Schikanen ins cinematische Sommerloch. Selbst die Crew aus glanzvollen Charakterdarstellern hebt den Luftheuler kaum in höhere Schichten: Die Knackis Nicolas Cage, John Malkovich, Ving Rhames und Steve Buscemi gehören zu einer gefährlichen Flugschar, die in eine neue Hochsicherheitsanstalt verlegt werden soll. Die schweren Jungs entführen das fliegende Knastzimmer, und die Action-Apotheosen tosen. Ein, zwei Frauen sind auch an Bord, sie bringen, dramaturgisch nötig, das Element des Weiblichen ein – hormonell gesehen, reichen die häufigen Explosionen völlig.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

D

Daffy und der Wal Kanada 1988, R: Jean-Claude Lord, D: Fanny Lauzier, Denis Forest

„Turbulente Ereignisse in einem Hotel an der kanadischen Küste, das ganz von einem fröhlich lachenden Mädchen dominiert wird, das, mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, den Gesängen der Buckelwale lauscht. Naiver Kinderfilm ohne Charme und Poesie, der zwar alle Zutaten seines Genres beinhaltet, doch durch Zusammensetzung und Zubereitung alle Chancen zu fesselnder Unterhaltung vergibt.“(Lexikon des inernationalen Films) Atlantis

Die Dicke Vera USA 1996, R: Howard Franklin, D: Bill Murray, Anita Gillette, Linda Fiorentino

„Der Komiker Bill Murray braucht schon ein dickes Fell. Diesmal wird er nicht von ewig grüßenden Murmeltieren, sondern von einer korpulenten Zirkus Elefantin geplagt. Vera, einziges Erbstück seines verstorbenen Vaters, bringt das durchrationalisierte Leben des zynischen Motivationstrainers ziemlich aus den Fugen. Da die Gags größtenteils vorhersehbar sind und ähnlich subtil wie die Fußspuren der Protagonistin, geht dem Roadmovie, das sich quer durch Amerika wälzt, ziemlich schnell die Puste aus.“(tip) UT-Kinocenter

Dr. Mabuse, der Spieler Deutschland 1922, R: Fritz Lang, D: Rudolf Klein-Rogge, Bernhard Goetzke / Stummfilm mit Klavierbegleitung

"Dr. Mabuse gehört in den engeren Umkreis von „Caligari“. Auch Langs Film berichtet von dem unheilvollen Wirken eines verbrecherischen Übermenschen, der mittels hypnotischer Fähigkeiten eine Bande williger Geschöpfe zu Mordtaten verleitet und am Ende selbst wahnsinnig wird. Hier ließ Fritz Lang der Initiative seines expressionistischen Architekten, Otto Hunte, freien Lauf. Schatten und Lichtreflexe sind häufig, wie bei „Caligari“, nur gemalt. Der Film füllt ungefähr fünf Stunden, so daß er in zwei Teilen veröffentlicht wurde. Er ist ein großartiger Versuch, Verderbtheit in höheren und nicht so hohen Schichten zu portraitieren, er untersucht die ultramodernen Apartements der Neureichen und die pervertierte Heiterkeit der Unterhaltungskathedralen mit monokelbesetzten Lesbierinnen und dekorierten phallischen Symbolen. Mabuse, feinfühlig gespielt von Rudolf Klein-Rogge, ist ein zivilisierter Superästhet, der am Verbrechen die Spannung goutiert, und der sich in aristokratischen Zirkeln genauso zu hause fühlt wie in den tiefsten Löchen der Unterwelt.“(C. Clarens, Horror Movies) Kino 46

Die 3 Mädels von der Tankstelle Deutschland 1996, R: Peter F. Brinkmann, D: Wigald Boning, Franka Polente, Anya Hoffmann, Carol Campbell

„Ist es eine gute Idee, „Samstag Nacht“-Blödeltasche Wigald Boning auch noch auf der Leinwand Raum für sein beschränktes Talent zu geben? Nein, ist es nicht. Das Grundgerüst der dünnen Story: Wigald hat Probleme mit Frauen und seiner dominanten Mutter, die bei Aufregung Geldscheine ißt (Riesenidee!). Als die Mutter stirbt, erbt Wigald erst, wenn er die marode Tankstelle auf Vordermann bringt, die er an die titelgebenden Mädels vermietet hat. Das tiefe Dröhnen ist Heinz Rühmann, der im Grab rotiert.“(V. Bleeck) City, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Der Dummschwätzer USA 1997, R: Tom Shadyac, D: Jim Carrey, Maura Tierney, Jennifer Tilly

„Es ist nicht furchtbar originell, einen Rechtsanwalt als zwanghaften Lügner darzustellen – immerhin verdient er, nach Ansicht der meisten Leute, damit sein Geld. Regisseur Tom Shadyac nutzt geschickt das Potential seines Stars, ohne den Fehler zu machen, Carreys Fratzenschneiderei zu sehr auszukosten. Das Ergebnis ist eine durch und durch nette Familienkomödie mit Moral zum Mitnehmen.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

E

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, (Die Zeit) Filmstudio

F

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Stern

Fünf Freunde in der Tinte Deutschland/Dänemark 1970, R: Katrin Hedman, D: Lone Thielke, Mads Rahbeck

„Zwei Mädchen und zwei Jungen, mit ihrem Schäferhund auf Ferientour, beteiligen sich mit detektivischem Eifer und Spürsinn an der Aufklärung einer Kindesentführung. Verfilmung eines vielgelesenen Jugendbuches, in der sich Unterhaltungvergnügen und Spannung ausgewogen mischen.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel

G

Die Grube Deutschland 1995, R: Karl Fruchtmann, D: Ernst Jacobi

„1941 werden in der Nähe von Kiew 90 jüdische Kinder erschossen. Die Spieldokumentation zeichnet nach, wie Mitglieder der Wehrmacht daran beteiligt waren. Der Regisseur ist bei der Vorführung anwesend.“(Kommunalkino) Kino 46

H

Herkules und Sherlock Frankreich 1996, R: Jeannot Szwarc, D: Christopher Lammert, Richard Anconina

„Gangsterkomödie um ein paar Blütenhersteller, wobei zwei gedognappte Polizei-Vierbeiner den beiden Hauptdarstellern die Show stehlen dürfen.“(Focus) UT-Kinocenter

101 Dalmatiner USA 1996, R: Stephen Herek, D: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson

„Das Remake aus der Hölle! In dieser Realfilm-Version sprechen die Hunde nicht mehr, sie wackeln nur noch mit den Köpfen und bellen. Und die Menschen, angeführt von Jeff Daniels und Joely Richardson, wandern durch die ganze Angelegenheit mit einem benommenen, ungläubigen Gesichtsausdruck, was man ja auch durchaus nachvollziehen kann. In ihren Eingangszenen als die böse Cruella DeVil zeigt Glenn Close eine gewisse scharlachrote Freude an ihrer eigenen Monströsität. Aber schnell wird der Zauber und die Feinfühligkeit des Zeichentrickfilms von 1961 durch schwerfällige Grobheiten erschlagen. Ist dies jetzt die offizielle Geschäftspolitik von Disney?“(New Yorker) UT-Kinocenter

I

I Shot Andy Warhol USA 1996, R: Mary Harron, D: Lili Taylor, Jarde Harris

„Fast 20 Jahre, nachdem die Feministin Valerie Solanas versucht hat, Andy Warhol zu erschießen, ist dies der Versuch, ihre Person und Motive darzustellen. Der Film überzeugt durch seine Parteilichkeit, und die Hauptdarstellerin Lili Taylor versteht es, den radikalen Positionen Valerie Solanas sowohl Witz als auch Logik zu geben. Warhol-Verehrer seien ausdrücklich gewarnt, denn er und sein Clan kommen eher debil und tuntig daher.“(tip) Atelier

J

Jack USA 1996, R: Francis Ford Coppola, D: Robin Williams, Diane Lane

„Robin Williams spielt hier einen Zehnjährigen, der zehn mal so schnell altert wie seine Freunde, also ein Kind im Körper eines Erwachsenen. Tom Hanks hat etwas Ähnliches in „Big“gemacht, aber während dort eine schöne Balance zwischen Humor und großem Gefühl gehalten wurde, ist „Jack“nur noch albern und schmalzig. Williams ist hier so irritierend und penetrant wie noch nie, und wie seine Figur springt der Film direkt von der Infantilität in die Senilität, ohne auch nur einen Moment lang erwachsen zu sein. Der Film ist zwar vom Großmeister Coppola inszeniert, aber wer sich dessen Karriere etwas genauer ansieht, weiß auch schon vor diesem Film, daß Coppola für Komödien etwa das gleiche ist wie der Catcher Hulk Hogan fürs klassische Ballett. Als Coppolas Tiefpunkt galt bisher seine Episode in „New York Stories“, die man kaum ertragen konnte, aber „Jack“ist noch schlimmer.“(Christopher Tookey) City

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol), Solitaire (Westerstede)

K

Kama Sutra USA 1995, R: Mira Nair, D: Sarita Choudhury, Naveen Andrews

„Mira Nairs pseudo-feministische Phantasie von weiblicher Selbstbefreiung und sinnlicher Selbstbestimmung wird ständig konterkariert von dem Umstand, daß die Frauen all ihr Sinnen, Lernen und Bestreben letzlich der Verführung des Mannes widmen. Der Mann lenkt ihr Tun – ihm zu gefallen, ist höchstes Ziel. Diese Welt wird ausgiebig in jenes orange-rot-braune Licht getaucht, das Haut und Haar so auffallend schimmern läßt. Mira Nairs eigentliches Thema, die spirituelle Dimension der Erotik, wird im Film nur vordergründig abgehandelt und bebildert. Dies wird durch aufwendiges Produktionsdesign, folkloristische Kostüme, durch Kunsthandwerk in Form von Tanz-Einlagen und ausgiebiges Abfilmen von Pracht und körperlicher Schönheit einzuholen versucht. Doch Exotik allein ist kein Garant für Aufmerksamkeit, das Ergebnis bleibt flach.“(epd-film) Cinema, Casablanca (Ol)

Die Kammer USA 1996, R: James Foley, D: Gene Hackman, Chris O'Donnell

„Die Liste der Stars, die sich schon für Hollywood in die Todeszelle hockten, ist lang. Und nun gesellt sich noch Gene Hackman dazu. „Dead Man Walking“aus dem Blickwinkel von John Grisham: Da werden die aufstöhnen, die von den Kino-Adaptionen des Bestesellerautoren den Rand voll haben. Doch aus den bisherigen Grisham-Verfilmungen ragt „Die Kammer“heraus. Regiseeur James Foley, Spezialist für tiefschürfende Charakterstudien, serviert ein beklemmendes Kammerspiel, das mehr Familiendram denn Thriller ist. So dürfen wir nun Haudegen Hackman in einem seiner besten Auftritte bestaunen: hager, abgemagert, verbittert, in der Rolle des abgestumpften, unverbesserlichen Rassisten, dessen blinder Haß nicht nur andere Familien zerstört hat, sondern auch die eigene.“(Bremer) City, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Der kleine Unterschied Großbritannien 1996, R: Richard Spence D: Steven Mackintosh, Rupert Graves

„Kim, eine postoperative Transsexuelle, hat sich ihr Leben in biederer Ruhe eingerichtet. Bis sie Paul kennenlernt, einen Jugendfreund aus dem Internat. Er ist ein notorischer Streithahn, den Kims Wandlung ebenso neugierig macht, wie in seiner Männlichkeit verstört. Ihre vorsichtigen Avanchen enden in Ärger mit der Polizei. Diese Konfronatation zwingt Kim zum qualvollen Abschied von ihrer Zurückgezogenheit und zur Emanzipation von ihrem überholten Frauenbild. Humorvolles und einfühlsames britisches Kino.“(tip) Atelier

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Stern

L

Leon – der Profi (Directors Cut) Frankreich 1994, R: Luc Bresson, D: Jean Reno, Gary Oldman

„Der knapp 25minütige „Nachschlag“zu „Leon“bringt keine neuen Erkenntnisse über ursprünglich einmal anders gedachte Absichten des Regisseurs. Neben einigen für die Geschichte und das Verständnis eher unerheblichen „Füllszenen“beschert diese Fassung dem Zuschauer eine lange Sequenz, in der Leon seine kindliche Partnerin zur Killerin ausbildet. Dies ist eine inszenatorische Entgleisung, deren Entfernung den Film damals verbessert hatte.“(filmdienst) City

Das letzte Einhorn USA/Großbritannien/Japan 1982, R: Arthur Rankin

„Das letzte Einhorn macht sich auf die Suche nach seinen verschwundenen Artgenossen, befreit sie aus der Gefangenschaft und rettet so „das Wunderbare“vor dem Aussterben. Ein literarisch anspruchsvolles Zeichentrickmärchen, das dem Wunsch nach Poesie und dem Sieg des Schönen über Gewalt und Zerstörung Ausdruck verleiht.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Love etc. Frankreich 1996, R: Marion Vernoux, D: Charlotte Gainsbourg, Yvan Attal, Charles Berling

„Lust, Leidenschaft und Leid, eine Frau und zwei Männer: Der Altmeister des verspielten Affärenkinos, Francois Truffaut, hätte wahrscheinlich seine diebische Freude gehabt an diesem Duett zu dritt, das nicht nur beim Trip des Trios ans Meer an den Meilenstein des Dreiecksfilms erinnert. „Love etc.“besticht durch heiter-besinnliche Dialoge wie Monologe, eine trotz aller Tragik unbeschwerte Inszenierung und drei Schauspieler, die ihre Rollen mit ganzer Sinnlichkeit ausfüllen. Und daß die junge Regisseurin die „Jules und Jim“-Hürde mit ihrem Film so souverän nimmt und einem Vergleich standhält, ist wohl das höchste Lob, das man ihr aussprechen kann.“(Bremer) Atlantis, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)

M

Marvins Töchter USA 1996, R: Jery Zaks, D: Meryl Streep, Leonardo DiCaprio, Dianne Keaton, Robert De Niro

„Was auch immer Sie sonst über dieses aus dem Herzen gefühlte Drama denken, man kann nicht verleugnen, daß es ein schweres Pillen-Bombardement ist. Fast jeder in diesem Film scheint krank zu sein, aber er gehört trotzdem zu der Gattung, in der die Menschen am meisten Hilfe brauchen, die einen heilen Körper, aber eine gepeinigte Seele haben. Zaks Film wirkt wie ein Stück besseres Fernsehdrama. Es ist ein Heilungs- und Vergebungspaket, und das eine Element, das es so massiv und starr erscheinen läßt, ist die schwergewichtige Besetzung. Wenn man Robert De Niro dazu bewegen kann, dem verwirrten Mediziner Dr. Wally einen komischen Dreh zu geben, kann man zumindest die Illusion von Substanz garantieren. Tatsächlich gibt es hier solch eine große Dosis von Schauspielerei, die aus jeder Ecke herunterregnet, daß ich den leichten Impuls verspürte, davor in Deckung zu gehen. Keaton und Streep sind bewährte Opponentinnen, und sie spielen hier über fünf Sets: Streep spult mit stählernem Herzen und kettenrauchend eine ihrer Spezialnummern als Allerweltsperson ab, und Keatons Verkörperung des sackenden mittleren Lebensabschnitts fehlen das Makeup, die Eitelkeit und all die traditionellen Verschönerungen einer Hauptrolle. Sie ist so selbstlos, daß man kaum noch weiß, wo man hinsehen soll.“(The New Yorker) Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

Meiyou taiyang de rizi (Tage ohne Sonne) Hongkong/Japan 1990, R: Shu Kei / Originalfassung mit Untertiteln

„Man hat das Erschütternde gesehen, im Juni 1989 in Peking, als Soldaten mit Panzern gegen Studenten marschierten. Angesichts dieses Unfaßlichen erwartet man immer wieder immer noch schrecklichere Bilder, als könne man durch mehr Blut und lautere Schreie mehr begreifen. Man ist irritiert angesichts der ruhigen, künstlich anmutenden Bilder, angesichts der überlegten Statements von „Tage ohne Sonne“. Shu Kei läßt Künstler, Literaten und Regisseure sprechen, über ihr Land, über innere Abkehr und äußere Emigration, mehr noch aber über die Unmöglichkeit zu fliehen. So begreift man im Laufe dieses Films, der eigentlich – vor dem Juni 1989 – einfach nur ein Film über das eigene Land sein sollte, daß es um mehr geht. Es geht darum, wie abstrakte Begriffe zu Empfindungen werden, und darum, daß Heimat nichts ist, wovon man sich abkehren kann.“(Der Tagespiegel) Kino 46

Metro USA 1996, R: Thomas Carter, D: Eddie Murphy, Michael Rapaport

„Keiner quasselt so viel, so schnell und so verqueres Zeug wie Eddie Murphy. Idealbesetzung also für die Rolle des unorthodoxen Polizeipsychologen, der Geiselnehmern lieber ein Loch in den Bauch redet, als ihnen eine Kugel in den Bauch schießt – bis ein Supergangster einen unerbittlichen Privatkrieg anzettelt. Herausragend auch die anderen Darsteller, die Actionsszenen, das Set-Design, die süffisanten Ideen am Rande. Alle Ingredienzen aber sind verschwendet an eine hanebüchene 08/15-Story, die man schon zu oft im Kino über sich ergehen lassen mußte.“(tip) UFA-Stern / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

N

Nacht über Manhattan USA 1996, R: Sidney Lumet, D: Andy Garcia, Richard Dreyfuss

„Und noch ein Film von Sidney Lumet über Korruption bei der Polizei von New York. Dieser, in dem Andy Garcia als Staatsanwalt in Manhattan gegen einen Drogenkönig ermittelt, der einige Polizisten erschossen haben soll, hat den verläßlichen Lumet-Touch (die blau-grauen Farbschemen, das leidenschaftliche Streiten über Recht und Unrecht), aber er gehört eigentlich eher ins Fersehen. Lumet begann seine Karriere, in den Fünfzigern, als Regisseur von knallharten Fernsehspielen, und nach vielen Jahren des Filmemachens in Hollywood, scheint er den Kreis wieder schließen zu wollen. Der Film ist idealistisch und moralisch sowie gleichzeitig hip und zynisch, wie eine gute Episode aus „Law and Order“oder „NYPD Blue“. Es wird nur mehr geflucht.“(The New Yorker) Schauburg, UT-Kinocenter

Natural Born Killers USA 1994, R: Oliver Stone, D: Woody Harrelson, Juliette Lewis

Als „pfiffige Satire“bezeichnete ein Kollege damals diesen Film in der Bremer taz, aber damit war er nur einer von vielen, die den Sprüchen von Stone auf den Leim gekrochen waren. Die Medienschelte ist in „Natural Born Killers“nur ein dünnes Deckmäntelchen, und Stone präsentiert die Gewalt mindestens ebenso knallig, bunt und unterhaltsam wie die Fernsehsender, die er zu kritisieren vorgibt. Mit all den filmischen Tricks zeigt er im Grunde nur eins: Die Massenmörder Mikey und Mallory sind cool. Die bösen Buben Hollywoods von Peckinpah bis Tarantino sind bisher immer ehrlich für ihre merkwürdigen Vorlieben eingestanden, aber der heuchlerisch Zyniker Stone beweist mit diesem Film in erster Linie, daß er ein talentiertes Arschloch ist. (hip) City

P

Paris Was A Woman Großbritannien/USA/Deutschland 1995, R: Greta Schiller, Andrea Weiß / Originalfassung mit Untertiteln

Das verlorene Paradies der Moderne ist das Paris der 20er und 30er Jahre: Die inzwischen mystisch verklärte Ära, in der Picasso noch ein Geheimtip war, die Buchhändlerin Sylvia Bach zur Geburtshelferin von James Joyces „Ulysses“wurde, Hemingway nicht viel mehr vorzuweisen hatte als seine Kriegsnarben und Gertrude Stein feststellte, daß eine Rose eine Rose sei. Bei den vielen begabten Frauen aus der ganzen Welt, die es damals an die Rive Gauche zog, ist dies ein ideales Thema für eine lesbische Dokumentarfilmerin, die sich darauf spezialisiert hat, einen ihren sexuellen Präferenzen gemäßen Blick auf die Kulturgeschichte zu werfen. Die Stärke von Greta Schiller liegt eindeutig in der Recherche, und so hat sie zu jedem Aspekt ihres Films die genau passenden Zeitzeuginnen, Fotografien, Wochenschauen, Plakate und O-Töne gefunden. Aber wenn die Gespräche in den literarischen Salons, Bars und Cafes wirklich so voller Esprit waren, dann hätte die fleißige, aber eben auch recht humorlose Greta Schiller dort bestimmt keine Furore gemacht. (hip) Kino 46

R

Das Relikt USA 1996, R: Peter Hyams, D: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore

„Mögen Sie Actionhorror pur? Monster-Movies wie „Der Blob“, „Tremors“oder „Aliens“? Dann sitzen Sie im „Relikt“hundertprozentig in der ersten Reihe. Für Schocks und Schauer, Splatter und Spannung sorgt hier eine blutrünstige Schleimkreatur, die sich im morbiden Naturkundemuseum von Chicago eingenistet hat, dort ihr Unwesen treibt und erstmal einem Nachtwächter den Kopf abbeißt. Der Genre-Spezialist vom Dienst, Peter Hyams, haut effektvoll auf den Putz und läßt einen furchteinflößenden Labyrinthgrusler der alten Schule von der Leine: Dunkle Gänge, dunkle Räume, dunkle Ecken und hinter jeder Tür wartet eine Schreckenssekunde auf die Helden und auf uns.“(Bremer) UFA-Stern

Rosanna's letzter Wille USA/Italien/Großbritannien 1996, R: Paul Weiland, D: Jean Reno, Mercedes Ruehl

„Über alles liebt Marcello, Trattoria-Besitzer in einem kleinen italienischen Dorf, seine Frau Rosanna, die unheilbar krank ist. Eigentlich kein idealer Ausgangspunkt für eine heiter-romantische Komödie. Doch Drehbuchautor Saul Turteltaub hat aus einer italienischen Volkserzählung eine im besten Sinne altmodische Komödie gemacht. Voller Zuneigung wird man Zeuge, wie der cholerische Marcello verzweifelt versucht, jedermann am Leben zu erhalten, weil nur noch drei Gräber auf dem Dorffriedhof frei sind. Denn der letzte Wunsch der angeblich Todgeweihten ist es, in Heimaterde begraben zu werden. Der Film setzt auf kauzige Charaktere und den widerborstigen Charme Jean Renos, der der sympathischen Figur des stets hysterischen Gastwirts die unbändige Energie einer Comicfigur verleiht.“(D. Lackner) UT-Kinocenter

S

The Saint – Der Mann ohne Namen USA 1997, R: Philip Noyce, D: Val Kilmer, Elisabeth Shue

„Was versteht man beim Film unter „Franchise“? Antwort: ein lizensiertes Markenzeichen wie James Bond oder Batman. Und was macht, wer ein solches Franchise-Produkt lancieren will, aber außer einer kultig angestaubten Romanfigur und einem 60-Mio-Dollar-Budget keinen blassen Schimmer hat, wie das geht? Antwort: Er klaut, wo's nur geht. Bei dem für die Wiedergeburt von Simon Templar verantwortlichen Paramount-Studio erinnerte man sich zudem an den letzten Hit – „Mission: Impossible“– und verpflichtete Regieroutinier Philip Noyce, der bereits mit zwei Tom-Clancy-Adaptionen seine Franchise-Tauglichkeit bewiesen hatte. Ähnlich wie bei der abstrusen Cruise-„Mission“kümmerten sich die Autoren einen Dreck um Story, Plot und Logik.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern

Set it off USA 1996, R: Gary Gray, D: Jada Pinckett, Quenn Latifah

„Sie sind Girlz N The Hood: Die hart arbeitenden Freundinnen Stony, Frankie, Cleo und Tisean fühlen sich vom System betrogen und verfallen auf eine irre Idee. Von der lokalen Kiezgröße mit Waffen ausgestattet, beginnen sie eine Karriere als Bankräuberinnen. Das löst finanzielle Probleme und sorgt für den richtigen Adrenalin-Kick – bis sich die Lage dramatisch zuspitzt. Der bestechend besetzte Film ist actionreich, hedonistisch, bewegend, cool. Und kommt der Idealvorstellung eines feministischen Thrillers erstaunlich nahe.“(tip) UFA-Stern

Shine – Der Weg ins Licht Australien 1996, R: Scott Hicks, D: Geoffrey Rush, Noah Taylor, Armin Mueller-Stahl, John Gielgud

Eines der beliebtesten Klischees über Künstler ist es, daß Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Wenn nun der australische Film „Shine“von einem virtuosen Pianospielers handelt, der in der psychiatrischen Anstalt landet, sind die Erwartungen schon vorprogrammiert. Und werden zum Glück gründlich enttäuscht. Der Regisseur Scott Hicks erzählt hier die wahre Geschichte von David Helfgott, der in den 50er Jahren als Wunderkind am Flügel reüssierte, auf der Bühne nach dem Spielen des berüchtigt schwierigen 3. Pianokonzerts von Rachmaninoff zusammenbrach und nach einer langen geistigen Umnachtung wieder den Weg in die seelische Gesundheit und ans Klavier fand. Armin Mueller-Stahl spielt Davids Vater als eine wahrhaft erschreckende Mischung aus Tyrann und Opfer. Sein Gegenpol ist John Gielgud in einer weiteren schönen Nebenrolle als ein Musikprofessor, der David in London fördert und so etwas wie sein Traumvater ist. Das Wunderbare an diesem Film ist es, das er trotz Geisteskrankheit und Davids gescheiterter Weltkarriere alles andere als deprimierend ist. Dafür ist Hicks ein zu romantischer und warmherziger Erzähler. (hip) Schauburg

Die Spur des Vaters Deutschland 1989, R: Christoph Boekel

„Sag mal, wieviel Menschen hast du eigentlich im Krieg umgebracht? Es war drei Uhr nachts und mein Vater hatte sechzigsten Geburtstag. Er reagierte, als hätte er darauf gewartet, dies eines Tages gefragt zu werden. Einige Zeit später erhielt Christoph Boekel statt einer Antwort ein Paket mit den Kriegstagebüchern und Briefen seines Vaters. Boekel beweist mit seinem berührenden Film, daß noch viel von unserer jüngsten Vergangenheit aufzuarbeiten ist und daß die Ansatzpunkte oft näher liegen als wir denken (oder wahrhaben wollen).“(ZDF) Kino 46

Stonewall Großbritannien 1995, R: Nigel Finch, D: Guillermo Dianz, Frederick Weller / Originalfassung ohne Untertitel

„Sommer 1969 in New York. Matty Dean, jung und voller Träume, steigt aus dem Greyhoundbus... Der Film erzählt von den legendären historischen Geschehenissen um die von Razzien gebeutelte Bar der Drag-Queens aus der Sicht des schwulen Landeis Matty und erweckt so die Legende von Stonewall zu Leben.“(Kommunalkino) Kino 46, MUWI-Filmkunst (Ol)

T

Tage wie dieser... USA 1996, R: Michael Hoffman, D: Michelle Pfeiffer, George Clooney

„In dieser gefälligen, wenn auch etwas zu lange köchelnden romantischen Komödie treffen sich die beiden gehetzten alleinerziehenden Eltern George Clooney und Michelle Pfeiffer an dem nervigsten Tag ihres Lebens. Er ist Journalist bei einer Boulevardzeitung, sie ist Architektin. Beide haben zu viel zu tun und niemanden, der für diesen Tag auf ihre Kinder aufpasst. Obwohl sie sich auf den ersten Blick nicht leiden können, einigen sie sich nach einigem Zögern darauf, für diesen Tag die Elternpflichten zu teilen. Pfeiffers Sohn und Clooneys Tochter haben aber ihre eigenen Pläne und spielen ihren Eltern einen Streich nach dem anderen. Bei den komischen Streitigkeiten versuchen die beiden Stars sich gegenseitig auf bewunderswertem Niveau die Show zu stehlen. Aber leider dauert es eine kleine Ewigkeit bis zu dem Kuß, der sie zusammenbringt und so das fanatisch romantische Idealpublikum solcher Filme befriedigt. Wundern Sie sich also nicht, wenn jemand im Kino schreit: „Nun küss' ihn doch endlich!“(International Herald Tribune) UT-Kinocenter

Das Testament des Dr. Mabuse Deutschland 1932, R: Fritz Lang, D: Rudolf Klein-Rogge, Theodor Loos

„Fritz hatte sich damals in Berlin, genau wie ich, zu den „Linken“gezählt, und ich glaube ihm, daß er in seinem „Testament des Dr. Mabuse“bewußt Nazi-Parolen und Nazi-Mentalität aufgriff, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob es ihn selbst vielleicht gefährden könnte. Lang war zwar ein Halbgott bei der Ufa – Publikum und Presse lagen ihm zu Füßen – aber durch seine politische Einstellung war er verwundbar. „Metropolis“und „Die Nibelungen“hatten Hitler sehr gefallen, aber nach der Vorführung des „Testamentes“kam es zu einem mehr als betretenden Schweigen, das von Goebbels Sohn mit dem begeisterten Ausruf unterbrochen wurde: „Der Film ist knorke" – „Halt's Maul“herrschte ihn sein Vater an.“(aus den Memoiren von Lotte H. Eisner) Kino 46

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14 Tage lebenslänglich Deutschland 1996, R: Roland Suso Richter, D: Kai Wiesinger, Michael Mendl, Sylvia Leifheit

„Wenn ein Film mit einer derart kalten, gefühlslosen Sexszene beginnt wie dieser, dann ahnt man schon, daß es anders läuft als in all den Komödien und Beziehungsfilmchen aus deutschen Landen. Für Roland Suso Richters sehenswertes Knastpsychodrama magerte Kai Wiesinger deutlich ab; auch optisch wollte er sich deutlich von seinem bisherigen „Softie“-Image distanzieren. Um seine verschuldete Kanzlei medienwirksam ins Gespräch zu bringen, akzepiert der arrogante Junganwalt Wiesinger eine Erzwingungshaft von 14 Tagen für nichtbezahlte Parktickets. Doch kurz vor seiner Entlassung wird in seiner Zelle eine große Menge Kokain gefunden, und er wird zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Er weiß, daß er reingelegt worden ist. Und er ahnt auch, von wem ...“(Tv-Spielfilm) Ufa-Stern

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Wallace & Gromit total Großbritannien 1993-96, R: Nick Park / Originalfassungen mit Untertiteln

Leider keine neuen Abenteuer von dem Kinopaar, das gute Chancen hat, als die gekneteten Erben von Laurel & Hardy in die Filmgeschichte einzugehen. Statt dessen werden jetzt die drei Filme von Nick Park mit ihnen, „A Grand Day Out“, „The Wrong Trousers“und „A Close Shave“in einem Programm gezeigt. Cinema, Casablanca (Ol)

The Way We Were USA 1773, R: Sydney Pollack, D: Barbra Streisand, Robert Redford / Originalfassung ohne Untertitel

„Robert Redford is a straw-haired jock from Virginia who wants to have a good time, and Barbra Steisand is a fizzy-haired Communist who's always sure she's right. The picture has some atrocious sequences set in Hollywood during the blacklisting troubles, but the romantic star chemistry of Redford and Streisand turns a half-terrible movie into hit entertainment – maybe even memorable entertainment.“(Pauline Kael) Kulturssal der Angestelltenkammer

When We Were Kings USA 1996, R: Leon Gast / Originalfassung mit Untertiteln

Welche Helden kann man heut noch ohne Mißtöne besingen? Hymnen auf Heroen werden kaum noch angestimmt, aber es gab einmal eine Zeit, als James Brown und B.B.King für Muhammad Ali sangen, und der Dokumentarfilm von Leon Gast über dessen epochalen Boxkampf gegen Forman in Zaire ist ein Heldenlied im besten, fast schon vergessenen Sinne des Wortes. So sind einige Trainingsschläge von Ali auf den punching ball so geschickt montiert, daß sie genau dem beat der Soulmusik von James Brown entsprechen. Und Ali beherrscht den Film tatsächlich wie ein König. Seine Vorstellung ist so charismatisch, unterhaltsam und bewegend, daß ein amerikanischer Kritiker meinte, der Film hätte neben dem Oscar als bester Dokumentarfilm des Jahres auch noch einen zweiten für Muhammad Ali als den besten Schauspieler verdient. Boxen sehen wir ihn gerade mal ein paar Minuten lang, aber wie er mit den Journalisten umgeht, wie er die Menschen in Zaire für sich einnimmt, wie er für jede Situation aus dem Stehgreif genau die richtigen Worte findet: zugleich profund, witzig, poetisch und frech – das ist die große Überraschung des Films. Und wenn man einmal während des Kampfes, nur für eine Sekunde und in Zeitlupe, die Angst in den Augen von Muhammad Ali aufblitzen sieht, dann ist diese Detail die Note, die das Heldenlied endgültig wahr klingen läßt. (hip) Schauburg

Wilde Kreaturen USA 1996, R: Robert Young, Fred Schepisi, D: John Cleese. Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin

„Es gibt wenig zu lachen in „Wilde Kreaturen“, dem chaotischen, freudlosen Nachfolgefilm von „Ein Fisch names Wanda“. Kevin Kline gibt hier gleich zwei schlechte Vorstellungen: Als ein skrupelloser australischer Industiemagnat und sein amoralischer Sohn, der Vizedirektor eines kleinen britischen Zoos wird, den sein Daddy gekauft hat. Jamie Lee Curtis und John Cleese stehen ihm mit ähnlich enttäuschenden Leistungen zur Seite. Als Zoodirektor, der glaubt, er könne den Profit erhöhen, indem er einfach alle zahmen Tiere aus dem Zoo wirft, läßt Cleese seinen Hotelmanager aus der TV-Serie „Fawlty Towers“wieder auferstehen. Die scheinbar ohne jede Führung vom Regisseur agierende Curtis ist eine amerikanische Geschäftsfrau mit dem Auftrag, Cleese auf Trab zu bringen. Die konfuse Geschichte erinnert an die verstaubten englischen Komödien der 50er Jahre. Die ständigen Witze über Brüste, Fürze und Orgien sind etwa so witzig wie offene Entzündungen.“(The Observer) Europa, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der selbstverständlich keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Apollo (Whv)