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: Ein paar gut groovende Momente: Sneaker Pimps im Loft

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Ein paar gut groovende Momente: Sneaker Pimps im Loft

Manchmal dauern auch Hypes eine kleine Ewigkeit, und dann stehen sie urplötzlich für mehr als nur heiße Luft und laues Gerede. So glaubte man bei Erscheinen des Portishead-Albums „Dummy“, daß die dort präsentierte Mischung aus schlaffen Beats und weiblichem Gesang der ultimative Endpunkt eines Sounds sei, den Massive Attack und Tricky in ihren Studios ausgebrütet hatten. Doch im Gefolge von Portishead traten noch einmal Legionen von Bands und Projekten an, um haargenau diesen Sound in die Welt zu tragen. Auch die britischen Sneaker Pimps gehören dazu, und es scheint, als sei jetzt die Zeit gekommen, um richtig abzusahnen.

Ganz fest überzeugt davon ist jedenfalls die britische Pop-Presse, die sich seit dem Erfolg von Prodigy und den Chemical Brothers in den Staaten mal wieder nicht einkriegen kann vor lauter Begeisterung ob der einheimischen Acts. Wollten die Amis so richtig von Oasis und Blur nichts wissen und beschämten sie die Briten lieber mit ihrer überbordenden Begeisterung für eine (britische) Grunge- Band wie Bush, so glaubt man auf den Inseln jetzt endlich die Formel gefunden zu haben, mit der man den amerikanischen Kontinent knackt und zumindest den störrischen Holzfällern zeigt, was eine Harke ist. Crossover heißt das Gebot der Stunde, die Mischung aus Dance-Rhythmen und traditionellen Songstrukturen: Britische Club-Culture goes US-Rockbühne – wenn das kein Grund zum Jubeln ist.

Bands wie Prodigy sind zuständig für die tollen, schnellen und wummernden Effekte, während eine Combo wie die Sneaker Pimps die eher gefühlvollen und warmen Saiten anschlägt. Hauptverantwortliche dafür, na klar, Sängerin Kelly Dayton, die expressiv, zerbrechlich und nur selten quietschvergnügt ihre Lyrics singt. Einsamkeit, verlorene Liebesmüh, Suizidphantasien und dergleichen mehr sind ihre bevorzugten Topics, die Gefühlswelt eines „wet and wild and typical nineties' child“ eben. Die Jungs packen die in einen dementsprechend sphärischen Sound, wobei die beiden Single-Hits „Spin Spin Sugar“ und „6 Underground“ tatsächlich das gewisse Pop-Etwas haben, das nur die Briten hinbekommen. Der Rest ihres Debütalbums „Becoming X“ wirkt ein wenig aufgebauscht; da wird eine Idee totgeritten und kein Mut aufgebracht, die einmal geschaffenen Strukturen wieder zu zerstören. Macht aber nichts, schließlich sind es oft nur winzige Momente, die im Pop zählen, und ein paar gut groovende wird es heute abend im Loft ohne Frage geben. Gerrit Bartels

Ab 20.30 Uhr im Loft am Nollendorfplatz

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