: Bei Opel Rüsselsheim kriselt es heftig weiter
■ Vorstandschef Herman kann Sorgen vor Arbeitsplatzverlust nicht zerstreuen
Frankfurt/Main (taz) – David J. Herman, Vorstandschef der Adam Opel AG mit Sitz in Rüsselsheim, kämpfte gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt gegen die „personengebundenen Mutmaßungen, die Versuche der persönlichen Herabsetzung und der spekualtiven Zahlenangeben“, die in den letzten Tagen kursierten.
Opel habe „weder in Deutschland noch in Europa Entscheidungen getroffen, Kapazitäten zu reduzieren oder Personal abzubauen“, sagte Herman. Der Boß aus den Staaten strengte sich an, die Gerüchte zu entkräften, wonach Opel vor allem im Stammwerk in Rüsselsheim beabsichtige, bis zum Jahre 2001 an die 10.000 Arbeitsplätze abzubauen. Gelungen ist ihm das nicht. Tatsache ist, daß der Betriebsrat die Gespräche zur Standortsicherung in Rüsselsheim zunächt abgebrochen hat, weil sich der Vorstand weigert, seine Zukunftspläne offenzulegen. Und fest steht auch, daß der „Omega“, der zur Zeit noch in Rüsselsheim produziert wird, ein Auslaufmodell ist. Auf Nachfrage, ob denn das Nachfolgemodell „Signum“ gleichfalls im Stammwerk in Rüsselsheim, in dem noch 25.130 Menschen beschäftigt sind, gebaut werde, verweigerte Hermann eine klare Antwort. Geprüft werde, ob der in Rüsselsheim für den US-Markt produzierte Cadillac demnächst auch auf dem europäischen Markt zu gleichen Kondidtionen angeboten werden könne. Das Problem für die Automobilindustrie in Deutschland seien die Überkapazitäten in Kombination mit einer ungewöhnlichen Intensität der Importe aus Frankreich, Italien und aus Fernost, klagte Herman. „Volkswagen, Opel und Ford haben in etwa gleichem Maße Marktanteile abgeben müssen.“ Bei Opel sind das aktuell 1,2 Prozentpunkte im Vergleich mit den Zulassungeszahlen in den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres. Auch europaweit ist der Marktanteil von Opel gesunken – von 12,4 Prozent auf 11,8 Prozent. Dennoch bleiben die Rüsselsheimer auch im sechsten Jahr hintereinander der Marktführer in Europa. Die Zahlen aus der Bilanz für 1996, die Finanzvorstand Henning A. Klages vorlegte, waren nicht so schlecht, wie nach der Negativpresse der vergangenen Tage zu erwarten war: Der Umsatz stieg um 9,3 Prozent auf 28,3 Milliarden Mark, der Gewinn vor Steuern um 19 Prozent auf 477 Millionen Mark. Und noch sind auch die Opel-Werke in Eisenach und Bochum fast voll ausgelastet. In Rüsselsheim dagegen beträgt der Auslastungsgrad nur 90 Prozent. Klaus-Peter Klingelschmitt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen