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: Herr der Puppen: Filme von Barry Purves in der Akademie der Künste

Szene aus „Achilles“ von Barry Purves Foto: Promo

Einst war Barry Purves eine Kröte. Lange, bevor der britische Puppentrickregisseur begann, Filme für Erwachsene zu drehen, animierte er die Figur „Toad“ in der beliebten Serie „The Wind in the Willows“. Dann hatte er genug vom Kinderprogramm: In den Aardman-Studios entstand Barry Purves erster Puppenfilm „Next“, der ein Vorsprechen an einem Theater zeigt. Noch heute erhält er Post von begeisterten Animationsfilmstudenten, die den Kurzfilm analysieren und soeben einen weiteren Hinweis auf ein Shakespeare- Stück entdeckt haben – in „Next“ zieht der Hauptdarsteller alle Register seines Könnens und spielt sich mit wenigen Requisiten durch das Gesamtwerk Shakespeares.

Barry Purves, der Kunst und Literatur studierte, widmete sich fortan auschließlich seiner Leidenschaft für das Theater im Film: die Möglichkeit, mit der Kamera den festgelegten Blick auf die Bühne zu verändern und, vor allem, zu manipulieren. Auf „Next“ folgten die elf Minuten von „Screenplay“, einer Tragödie in der Tradition des japanischen Kabuki-Theaters. Alles, was in der Realität kaum zu machen wäre, interessiert Barry Purves bei seinen Inszenierungen besonders. Dazu zählt auch der Umgang mit seinen Schauspielern, den Puppen. Purves ist Perfektionist: Für seine großartige, knapp 30minütige Opernverfilmung „Rigoletto“ ließ er sich Figuren bauen, die den Brustkorb heben und senken können und deren Unterlippen beim Tremolo zittern. Wegen dieser Genauigkeit fordern Kritiker von ihm, er solle besser Realfilme drehen. Undenkbar findet das Barry Purves. „Versuchen Sie einmal, einen Opernstar dazu zu bewegen, blutbeschmiert und mit einem Buckel aufzutreten oder sich auf den Boden zu werfen, weil Sie das wollen“, sagt er. „Die wollen auf die Bühne gehen und großartig aussehen.“

Für sein jüngstes Werk hat Barry Purves seine Puppen sogar entkleidet und mit „Achilles“ ein schwules, schönes und überaus erotisches Drama auf die Leinwand gebracht. Vermutlich nur aus diesem Grund ist er nun auch eingeladen worden, seine Filme im Rahmen der schwulenbewegten Feierlichkeiten zu zeigen. Barry Purves' Auftritt erfolgt in einer Reihe mit dem idiotischen Titel „British Sex Night“: Das hat er nicht verdient. Carola Rönneburg

Die Filme von Barry Purves sind heute um 19 Uhr in der Akadmie der Künste, Hanseatenweg zu sehen. Barry Purves ist anwesend.