Wortmißbrauch

■ betr.: „Razzia gegen Pädophile“, taz vom 19.6. 97

[...] Was heißt im Zusammenhang mit Dutroux und jetzt der Razzia in Frankreich das Wort „pädophil“ im ursprünglichen Sinn? Bis jetzt hat sich keine intellektuelle Zeitung die Mühe gemacht, dieses Wort zu definieren. Hier findet ein Wortmißbrauch statt, den ich so nicht akzeptieren kann! Definition: Pädophilie (grch. Pais = Kind; -phil: auch -philie, -philia; Wortteil mit der Bedeutung 1. lieben; 2. Freundschaft, Zuneigung) s. S. 1238 und 1293 aus Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, 256. Auflage)

Wenn Kinder gegen ihren Willen von Erwachsenen gezwungen werden, bestialische körperliche sexuelle Mißhandlungen über sich ergehen zu lassen, was hat das noch mit „Kinder lieben“, „Freundschaft mit Kindern“ oder „Zuneigung zu Kindern“ zu tun?

Das Wort Pädophilie steht oft auch im medizinischen Sinn für sexuelles Interesse Erwachsener an Kindern. Wertfrei gesehen ist daran noch nichts Schlimmes zu erkennen, schlimm wird es erst, wenn Gewalt angewendet wird und die Grundrechte eines Kindes mißachtet werden! Wie wär's statt dessen lieber mit „Kindesmißachter“, Menschen, die Kinder in ihrer sexuellen Freiheit und ihren Grundrechten mißachten? Katharina Wegammer (16),

Bad Tölz