Betr.: Ruandische Hutu-Flüchtlinge

Im kongolesischen Regenwald, 3. Mai 1997: Ruandische Flüchtlinge im Lager Biaro stürmen einen Eisenbahnzug nach Kisangani. Biaro war zuvor Schauplatz blutiger Kämpfe zwischen Kabilas Truppen und Hutu-Milizen

Zwei Stunden später, nach der Ankunft des Zuges in Kisangani: Etwa 100 Menschen sind auf dem mit 2.000 Passagieren völlig überfüllten Zug gestorben. Hier findet eine Mutter die Leiche ihrer Tochter. Aus Kisangani sollen die Ruander mit Flugzeugen zurück nach Ruanda gebracht werden

Nicht alle der etwa 90.000 Ruander in der Region Kisangani werden nach Ruanda zurückkehren. Die bewaffneten Milizionäre unter ihnen fliehen tiefer in den Regenwald hinein, die Opfer von Kämpfen, Übergriffen der AFDL-Truppen von Laurent Kabila, von Hunger und Erschöpfung bleiben liegen

Auf dem Flughafen von Kisangani stehen Flugzeuge der Vereinten Nationen bereit, um die Ruander zu repatriieren. Nach zweieinhalb Jahren Leben in zairischen Lagern und einem halben Jahr Herumirren im Regenwald dauert die Rückkehr in die Heimat gerade mal zwei Stunden.

Ankunft in Ruandas Hauptstadt Kigali: Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR registrieren die Rückkehrer und organisieren den Weitertransport. Im Transitlager wird dann Personenkontrolle vorgenommen und das Gepäck durchsucht – man fürchtet bewaffnete Milizionäre unter den Rückkehrern.

Ein Tag im Transitlager, dann geht es weiter — diesmal in den Distrikt Byumba. Mit ihren Habseligkeiten machen sich die Rückkehrer auf den Weg in die Hügel, die sie vor drei Jahren verlassen haben. Diejenigen, die blieben, sind von der Rückkehr der Geflohenen nicht immer sonderlich begeistert.

Es gibt auch Ausnahmen: Jean Nizeyimana kann seine Mutter in die Arme schließen. Er ging nach dem Völkermord 1994 mit seinem Bruder nach Zaire, der Rest der Familie entschied sich zu bleiben. Sie gehörte nicht zu den Opfern des Völkermordes. Wird man Jean nach seiner Rückkehr nun als Täter betrachten?