: Kongo für Eingreiftruppe
■ Regierung in Brazzaville begrüßt afrikanischen Gipfelbeschluß
Berlin (taz) – Der Beschluß eines westafrikanischen Staatengipfels in Togo, eine afrikanische Friedenstruppe in der von blutigen Kämpfen geschüttelten kongolesischen Hauptstadt aufzustellen, ist von Kongos Premierminister David Charles Ganao als „Dokument der Weisheit“ begrüßt worden. Die zu einem Gipfeltreffen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) versammelten Staats- und Regierungschefs von Togo, Senegal, Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Mali, Niger und Guinea-Bissau hatten sich bereit erklärt, zwischen 1.600 und 1.800 Mann nach Brazzaville zu schicken. Kämpfe zwischen Regierungsarmee und Oppositionsmilizen haben seit Anfang Juni in Brazzaville mehrere tausend Todesopfer gefordert.
Französische Politiker haben sich zur logistischen Unterstützung einer Kongo-Truppe bereit erklärt. Yves Doutriaux, Sprecher des Außenministeriums, äußerte sich allerdings zurückhaltend: „Die Aufstellung einer internationalen Truppe wird mit Sicherheit allein nicht ausreichen, um die Krise zu lösen“, sagte er.
Die Stationierung afrikanischer Eingreiftruppen in krisengeschüttelten Ländern war früher undenkbar, wird aber nun im von Frankreich und Nigeria dominierten West- und Zentralafrika immer häufiger. Eine ähnliche Truppe wie die für den Kongo geplante ist seit Februar mit tatkräftiger französischer Unterstützung in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik stationiert. Im westafrikanischen Liberia steht bereits seit 1990 eine Ecowas-Truppe unter nigerianischem Kommando.
Das Konzept afrikanischer Friedenstruppen unter französischer Oberaufsicht entspricht der neuen Afrikapolitik Frankreichs, dessen neuer sozialistischer Außenminister Hubert Védrine sich jüngst dafür aussprach, „ein Gleichgewicht zwischen Übernahme von Verantwortung und Nichteinbindung in die Spirale innerer Konflikte zu finden“. Eine solche aktive Neutralitätspolitik erweist sich in der Praxis allerdings als schwierig. In der Zentralafrikanischen Republik ist die Eingreiftruppe erst jetzt wieder gegen rebellierende Armee-Einheiten vorgegangen und hat der Regierungsarmee den Weg in von den Rebellen gehaltene Viertel der Hauptstadt Bangui geebnet. Aus Sorge um eine ähnliche Entwicklung in Brazzaville häufen sich nun auch dort antifranzösische Übergriffe beider Bürgerkriegsparteien, je nachdem, ob sie Frankreich der politischen Unterstützung für die Gegenseite bezichtigen. Dominic Johnson
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