Alternative Autobahn

■ Ausbau von Bundesstraßen statt Bau der A 20 wäre schneller, billiger, besser

Ein Alternativ-Konzept zum Bau der umstrittenen Autobahn A 20 hat gestern die Kieler Landtagsfraktion der Bündnisgrünen vorgestellt. Demnach sollten die drei Ost-West-Verbindungen B 104, B 105 und B 110 im Norden Mecklenburgs ausgebaut werden. Diese Lösung sei gegenüber der geplanten Ostseeautobahn „schnell, günstig und umweltfreundlich zu realisieren“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Karl-Martin Hentschel.

Die Voraussetzungen für die Planungen der A 20 hätten sich in den vergangenen Jahren „grundlegend geändert“, begründete Hentschel den Vorstoß. „Der Ost-West-Verkehr zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ist seit 1993 ständig rückläufig während die A 20-Planungen auf einem steilen Wachstum basieren.“Hentschel berief sich dabei auf Zahlen des Bundesverkehrsministeriums. Diese Entwicklung hänge damit zusammen, daß die Zahlen der Berufs- und Einkaufspendler und die der Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns rückläufig seien.

Die A 20 soll nach Überzeugung ihrer Befürworter unter anderem die Ortschaften entlang der B 105 entlasten. Die Verkehrsprobleme in diesen Orten stammen jedoch „zu neunzig Prozent aus internem Verkehr“, so Hentschel. Dies müsse durch interne Verkehrskonzepte mit der Stärkung des Öffentlichen Nahverkehrs, dem angemessenen Ausbau der B 105 und dem Bau notwendiger Ortsumgehungen gelöst werden.

Die Grünen schätzen die Kosten für die Realisierung ihres Konzeptes auf 420 Millionen Mark. Der Bau der Ostseeautbahn kostet nach heutigen Schätzungen vier Milliarden Mark mehr. Nach Vorstellung der Grünen soll der Bund die Hälfte der eingesparten Summe erhalten. Mit den übrigen zwei Milliarden sollten mehrere Bahnstrecken in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ausgebaut oder elektrifiziert werden.

Noch bevor die Kieler Grünen einen Anpfiff von ihrem Regierungspartner SPD bekamen, beeilte sich Hentschel zu versichern, er wolle „keinen Koalitionskrach“provozieren. Im Koalitionsvertrag ist die unterschiedliche Haltung der beiden Parteien festgehalten. fis