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Pauken fürs Bündnis

■ Ab August müssen Hamburgs Lehrlinge längere Berufsschultage einlegen

Hamburgs Berufsschulunterricht wird reformiert. Künftig sollen Auszubildende acht Stunden pro Berufsschultag pauken – bisher waren es sechs oder sieben. Dadurch verbringen die Lehrlinge weniger Tage in der Schule. Bleibt mehr Zeit für die Arbeit im Betrieb.

Ob sie ihre Auszubildenden in Wochenblöcken oder ein bis zwei Tage wöchentlich zur Berufsschule schicken will, darf jede Branche selbst aushandeln. Nicht diskutiert wird dagegen über den Sportunterricht: Der ist und bleibt auf abendlich übende Sportvereine verlegt. Ab August sollen die neuen Regeln gelten, sagte Schulsenatorin Rosemarie Raab gestern. „Eine Kürzung ist das nicht“, betonte die Sozialdemokratin. Lediglich „konzentrierter“sei der Unterricht geworden.

165 der 217 Ausbildungsberufe in Hamburg müssen sich von August an derart konzentriert dem Pauken widmen. So will es das Bündnis für Ausbildung, in dem seit Februar der Senat und die Schulbehörde mit Unternehmerverbänden, Kammern und dem DGB verhandeln. Letzterer ist inzwischen ausgestiegen.

„Die Neuorganisation des Berufsschulunterrichts ist ein zentraler Bestandteil des Bündnisses“, freute sich Raab. Sie bewirkt, daß Azubis durchschnittlich 26 Tage mehr pro Jahr im Betrieb verbringen. Mit diesen firmenfreundlichen Regeln möchten die BündnispartnerInnen jede Menge neuer Lehrstellen schaffen. 500 Ausbildungsplätze mehr erhofft sich die Handelskammer allein in den kaufmännischen Berufen. „Ein ehrenwertes Ziel“, lobte Bürgermeister Henning Voscherau (SPD). Er appellierte an die Jugendlichen, nicht länger „dem Traumjob hinterherzujagen und offen zu sein für andere Wege“. Mit den veränderten Berufsschulzeiten habe „Hamburg seine Hausaufgaben gemacht“, sagte Voscherau. Nun sei die Wirtschaft am Zug.

Bis viele UnternehmerInnen reagieren, wird es noch eine Weile dauern, dämpfte Handwerkskammer-Vizepräsident Erwin Wolkenhauer die bürgermeisterliche Freude. Erst im kommenden Jahr werde man größere Ergebnisse sehen. Geht es nach ihm und seiner Kammer, müssen Hamburgs Lehrlinge dann noch zwei Stunden länger pauken. „Die 40-Stunden-Woche in der Berufsschule ist für uns unverzichtbar.“ Judith Weber

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