Viele feine Steine

■ Vollmundig-dekorativ: Hamburg hat ein jetzt ein „Haus der Multimediaproduzenten“

Ein Buffet, ein Jazz-Quartet, drei offizielle Redner, die sich dank der schlechten Akustik der Halle kurz fassen, und eine Empfangsdame in altrosa Jahrhundertwendekleid mit passendem Hut und Spazierstock.

Bis hierhin weist nichts auf die schlagende Modernität des Standortes hin. Was auch nicht unbedingt nötig ist. Denn die meisten Gäste, die zur Eröffnung des neuen Multimediazentrums in die Behringstraße 28a gekommen waren, sind ohnehin auf dem letzten Stand und im Bilde der neuen digitalen Technologien.

Das „Haus der Multimediaproduzenten“, das am Freitagabend durch Hamburgs Stadtentwicklungs- und Mediensenator Mirow „virtuell eröffnet“worden ist – das rote Band zerreißt stellvertretend auf einem riesigen Monitor –, wird in Zukunft als ein „Betriebs- und Ausbildungszentrum“modernste Kommunikationsstrukturen anbieten. Firmenschulungen im Bereich Multimedia, Event- und Präsentationsdesign für jedes denkbare Format, multimediale Verkaufshilfen und was der kreativen Möglichkeiten im Netze mehr sind sollen auf den Etagen des insgesamt 6 500 qm großen Gewerbehofes Raum und Entfaltung finden.

Es sind Existenzgründer und kleine bis mittlere Unternehmen, die sich hier als Multimediaproduzenten günstig einmieten können, und die mit ihren technologischen Kompetenz-Standards den Medienstandort Hamburg langfristig ausbauen und sichern sollen. Für die Stadt Hamburg, die das Projekt mit eigenen Mitteln sowie EU-Geldern gemeinsam mit der Sprinkerhof AG finanziert und zusammen mit dem Verlagshaus Gruner + Jahr entwickelt hat, ist, wie Mirow sagt, dieses Haus jedenfalls ein „weiterer feiner Stein“im „Mosaik der eigenen Zukunft“.

Zukunft im „Zukunftsfeld Multimedia“– darüber kann man sich, in aller unternehmerischen Zuversicht, völlig einig sein. Wohl deshalb ist man bei der Eröffnung dann auch, über jedes weitere erklärende Worte für Anfänger oder Einsteiger hinweg, gleich zum wesentlichen Punkt der Gebäudebegehung für interessierte Firmenangehörige und potentielle Mieter gekommen. Kontakte über Kontakte, passend zum elektronischen Informationsfluß und in diesem Fall angereichert durch eine Skulptur in fliessend digitalen Lichtwelten, einer Multimedia-Performance von Marek Gibney. Weil auch die Zukunft der Kunst, so die vollmundig-dekorative Botschaft, einzig im Fluß des Datenstroms liegen kann.

Elisabeth Wagner