Die UNO zieht ihre Friedenstruppe aus Angola ab

■ Eine Beobachtermission soll nun die neu aufflammenden Kämpfe beobachten

Johannesburg (taz) – Trotz heftiger Gefechte im Nordosten Angolas beendet die UNO ihre dortige Friedensmission UNAVEM III nun endgültig. Der Weltsicherheitsrat beschloß in der Nacht zum Dienstag einstimmig, das seit etwas mehr als zwei Jahren geltende Mandat ab sofort nicht mehr zu verlängern und durch eine Beobachtermission (MONUA) zu ersetzen. Er folgte damit einem Antrag von Generalsekretär Kofi Annan. Die mehr als 7.000 Blauhelme, die derzeit in dem afrikanischen Land stationiert sind, werden von unbewaffneten Beobachtern abgelöst, deren Mission vorerst bis Ende Oktober begrenzt wurde.

Für die rund 650 Beobachter, unterstützt von zivilem Personal, wurden 64,5 Millionen US-Dollar bewilligt. Die bisherige Friedensmission kostete am Tag rund eine Million US-Dollar.

Der Weltsicherheitsrat hatte Anfang 1995 die Entsendung der Blauhelme beschlossen, um nach fast 20 Jahren Bürgerkrieg den Friedensprozeß in Angola zu überwachen. Am Ende der Mission jedoch ist das an Bodenschätzen reiche Land vom Frieden weiter entfernt als während ihrer gesamten Laufzeit. Seit Wochen kämpfen im Nordosten Angolas Regierungstruppen – offiziell gegen ruandische Hutu-Milizen, die sich über die Grenze des ehemaligen Zaire abgesetzt haben. Tatsächlich versucht die Regierung offenbar, der Rebellenbewegung Unita die Kontrolle über die Diamantenminen zu entreißen. Der Unita ist mit dem Fall von Zaires Diktator Mobutu Sese Seko nicht nur ihr letzter Verbündeter abhanden gekommen, sondern auch ein wichtiges Rückzugsgebiet versperrt.

Erst auf massiven Druck der UNO hin versprachen Präsident Eduardo dos Santos und Unita- Chef Jonas Savimbi Ende vergangener Woche, die Kämpfe einzustellen – und gaben damit erstmals offiziell zu, daß wirklich gekämpft wird. Beide Männer haben sich seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen. Zuvor war jedoch auch die UNO wieder von Blindheit geschlagen. Eine Delegation in die umkämpften Gebiete wollte zunächst nichts gehört und gesehen haben – erst Tage später wurde eine Erklärung herausgegeben, die zumindest Spuren von Kampfhandlungen einräumte.

Mit dem Wiederaufflammen der Kämpfe ist die Lage in der nordostangolanischen Provinz Lunda Norte offenbar so außer Kontrolle geraten, daß auch die Zahl der desertierten Unita-Soldaten wieder ansteigt. Schon zuvor hatten Beobachter im Widerspruch zu den Erfolgsmeldungen der UNO geschätzt, daß mindestens 15.000 eigentlich demobilisierte Unita-Soldaten in den Busch zurückgekehrt sind. Kordula Doerfler