Sein größter Coup

■ Nach 30 Jahren bekommt Ede Zimmermann einen würdigen Nachfolger: Auch Butz Peters ist bar jeder Ausstrahlung

Irgendwie ungerecht. Da sitzen sie jahrzehntelang im Mief der Aufnahmestudios, um den Chef in München mit erkennungsdienstlichen Hinweisen zu versorgen, und nun gucken Konrad Toenz und Peter Niedetzky wieder in die Röhre. Genau wie Tochter Sabine Zimmermann, die in Zukunft lediglich „Vorsicht Falle“ allein moderieren darf, sich ansonsten aber mit dem Verlesen der Steckbriefe zufrieden geben muß. Nein, mit seinem letzten Fall hat er allen ein Schnippchen geschlagen: Nachfolger von Eduard Zimmermann ab Dezember wird Butz Peters.

Butz Peters? Laut Presseinfo ein äußerst erfolgreicher Fernsehjournalist, aber als solcher gilt ja selbst Uli Meyer. Da ist Peters' Hauptberuf schon interessanter. Der 38jährige ist Kompagnon in der Anwaltskanzlei von Mathias Prinz, der vorzugsweise den Reichtum Paparazzi-geschädigter Fürstenhäuser mehrt, indem er die Promigeschichten der Yellow press auf Klagetauglichkeit abklopft. Ein tolles Gespann, das sich da zusammengefunden hat: Prinz ermittelt gegen Bunte und Co., Vergewaltiger und Bankräuber übernimmt jetzt Peters. Denn der hat immerhin die „Knatterton-Ehrenmütze“ des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (Zimmermann ist seit langem „Sheriff h.c.“) und schon zwei Schwarten zur inneren Sicherheit geschrieben: „Die Absahner – organisierte Kriminalität in Deutschland“ und „RAF – Terrorismus in Deutschland“. Die dürfte auch Zimmermann im Regal haben.

Doch das war sicher nicht das, was den obersten TV-Fahnder auf Anhieb an dem gebürtigen Hannoveraner beeindruckte – eher schon die totale Abwesenheit von Humor und Charisma. So absolvierte Peters die Stehtischübergabe in München ohne jedes Lächeln, und während Eduard Zimmermann in seiner Mimik inzwischen dem späten Deng Xiao Ping gleicht, kennt auch das neue Gesicht gerade mal zwei Einstellungen: Braue hoch, Braue runter.

Doch auch Braue hoch begleitet lediglich Statements, wie sie heute wohl nur noch in der Presseabteilung des ZDF erdacht werden. Auf die Frage, was ihn zu Edes Erbe prädestiniere, kläffte Peters: „XY war schon immer meine Lieblingssendung.“ Nicht gerade ein Medienprofi also und somit genau der Richtige, um die bleierne Atmosphäre in den Studios zu bewahren.

Auch Eduard Zimmermann war gewillt, so kurz vor der Rente keine Emotionen mehr zuzulassen: „Es war schön, und ich gehe jetzt.“ Fast scheint es, als habe der Mann aus nachvollziehbaren Gründen nicht nur sein Eigenheim gründlich abgeschottet, sondern sich selbst gleich dazu. Nur ganz kurz öffnete sich sein Kopf, um einen letzten Wunsch zu äußern: „Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an meine Redakteurinnen, die sind wahrscheinlich freundlicher.“ Dann schritt er mit Peters zum Fototermin, und es sah aus, als würden sich zwei verfeindete Staatschefs die Hände schütteln.

Wie gut, daß es noch die Aufnahmestudios in Zürich und Bern gibt. So schickten Konad Toenz und Peter Niedetzky (die beide weitermachen) dem großen Steuermann nette Grußadressen hinterher. Es habe 15 Jahre gedauert, bis ihn mit Zimmermann eine Art Freundschaft verbunden habe, erinnerte sich Niedetzky, dann aber habe er einen ganz anderen Zimmermann entdeckt als den, den Millionen aus dem Fernsehen kennen: „Einen Mann mit subtilem Humor und tiefgründiger Intelligenz.“ Oha.

So ganz endgültig will Zimmermann aber doch noch nicht hinschmeißen, gilt es doch die Sendung für das nächste Jahrtausend zu wappnen. Die Aufnahmestudios sollen mit Computern hochgerüstet werden, die Steckbriefe demnächst auch im Internet aushängen. Und selbst wenn Eudard Zimmermann offiziell viel von Golfen und Wandern spricht, wird es für Butz Peters erstmal keine leichte Zeit. Denn sollte er tatsächlich mal lieber in Hamburg bleiben wollen, anstatt sich in München vor die Kamera zu stellen, läuft der interne Fahndungsapparat ganz schnell auf Hochtouren. Oliver Gehrs

Am 24. Oktober läuft die 300. Sendung „Aktenzeichen XY – Ungelöst“. Schon am 18. Oktober gibt es noch einmal ein Fest für Fans. Eine anderthalbstündige Fahndungs- Gala, zu der Eduard Zimmermann und Frank Elstner noch einmal die schönsten Fälle aus drei Jahrzehnten präsentieren.