Lebenslänglich für Guerillaführer

■ Ein argentinisches Gericht verurteilt Enrique Gorriarán Merlo wegen Geiselnahme in einer Kaserne

Buenos Aires (taz) – Nach nur acht Verhandlungstagen wurde die Entscheidung schnell gefällt: lebenslänglich für den langjährigen Guerillakommandanten Enrique Gorriarán Merlo. Seit den sechziger Jahren hat sich der Argentinier in Lateinamerika dem bewaffneten Kampf verschrieben. Er kämpfte in den Reihen des argentinischen Volksheeres (ERP) gegen die argentinische Militärdiktatur, stand in Nicaragua an der Seite der Sandinisten und wurde im Jahre 1987 in Argentinien politischer Sekretär der Bewegung Alles fürs Vaterland (MTP).

Das Gericht verurteilte Gorriarán Merlo wegen der Geiselnahme in der Kaserne La Tablada im Januar 1989. Bei der Befreiungsaktion der argentinischen Armee kam es damals zu einem Massaker. 39 Menschen starben, einige von ihnen wurden von Panzern überrollt. Zeitungen druckten später Fotos von Leichen mit zerquetschten Köpfen. Berichten von illegalen Erschießungen während der Befreiung ging die Regierung unter Präsident Raúl Alfonsin nie nach. Gorriaráns Exfrau Ana Maria Sivori, die ebenfalls wegen der Geiselnahme vor Gericht stand, bekam 18 Jahre Haft wegen Mittäterschaft.

Der Angriff auf die Kaserne La Tablada sei nötig gewesen, um einen drohenden Putsch zu verhindern, verteidigte sich Gorriarán. Er machte sich keine Illusionen darüber, was er von der Justiz zu erwarten hat. „Es wäre beschämend für mich, wenn man mich nicht zur höchsten aller Strafen verurteilen würde. Der Anstand ist stärker als der Schmerz.“

Seine Festnahme vor zwei Jahren in Mexiko nannte der Guerillaveteran „eine Entführung, die auf illegale Weise von den Regierungen von Carlos Menem und Ernesto Zedillo vereinbart wurde“. Zwei Stunden, nachdem die mexikanischen Behörden Gorriarán politisches Asyl zugesagt hätten, sei er verhaftet und nach Argentinien ausgeflogen worden, ohne daß ein Auslieferungsantrag gestellt worden sei. Ingo Malcher