Unterm Strich

Um teure Unterhaltung und Vermarktung oder um den „Gedanken des Musikgenusses“ ging es in einem Streit um die Drei Tenöre, den die Gema jetzt gegen den Konzertveranstalter gewann. Beim Freilichtspektakel um den Dichter Heinrich Heine, das am vergangenen Wochenende rund 80.000 Besucher in der Düsseldorfer Altstadt genossen, ist der Fall klar.

Mit der dreistündigen nächtlichen Inszenierung soll der Dichter den sogenannten breiten Bevölkerungskreisen wieder in Erinnerung gebracht werden, das geht wohl nur mit Unterhaltung.

An den Aufführungen waren rund 500 Schauspieler, Techniker und sonstige Helfer beteiligt. Rund eineinhalb Jahre Vorbereitung und einen durch Sponsoren aufgebrachten Etat von 1,6 Millionen Mark kostete das von Publikum und Medien kontrovers aufgenommene Spiel zum 200. Geburtstag des Dichters.

Liebhaber exotischer Kultur können jetzt einen von brasilianischen Indios geschnitzten Einbaum erwerben, mit dem Heine während der Theaternacht über den Rhein gerudert und damit symbolisch in seine Vaterstadt heimgeholt wurde. Der schwergewichtige Einbaum soll nach den Vorstellungen der Veranstalter mindestens 6.000 Mark erbringen. Der Erlös ist für den Aufbau eines Museums für indianische Kultur im Heimatort der Bootsbauer gedacht.

Als exotisch und unterhaltsam darf sicher auch der literarische Spaziergang durch Buenos Aires gelten, der den Spuren von Jorge Luis Borges folgt. Der Spaziergang soll zeigen, wie sehr Borges durch seine Heimatstadt inspiriert worden sei, erklärt der argentinische Literaturkenner und Initiator des Projekts, Alejandro Frango. Die von ihm eingeschlagenen Wege führten nicht zu den üblichen Touristenattraktionen, sondern beispielsweise in das Viertel Palermo, nach Borges der mythische Gründungsort der heutigen Metropole.

Vor allem Einheimische, aber auch immer mehr Touristen lassen sich von Frango in die Welt des Autors entführen. Unter den Teilnehmern an der Besichtigungstour sind Borges-Forscher, aber auch Menschen, die noch nicht eine einzige Zeile seines Werkes gelesen haben. Daß Borges damit bei breiten Bevölkerungsschichten populär wird, steht nicht zu befürchten, denn die Gruppe der Spaziergänger ist klein.