■ SURFBRETT
: Playboy löst Zielkonflikt

Im Internet gilt bis heute eine Art Geschenkökonomie: Informationen und vor allem Bilder wandern fröhlich von Homepage zu Homepage, Copyright-Ansprüche sind nicht durchzusetzten, und wer ein Bild aus dem Netz heruntergeladen hat, kann damit machen, was er will.

Nur machen Männer fast immer dasselbe. Sie schicken Nackedeis rund um die Welt, was nun aber dem Playboy (www.playboy.com) gar nicht gefällt. Ein Zielkonflikt plagt das Männermagazin: Die Nackten müssen einerseits schon sein auf dieser Website, warum sonst sollte jemand den Playboy anklicken? Aber sie sollen nur dort und nirgendwo sonst zu sehen sein – warum sonst wiederum sollte mann den Playboy anklicken?

Netzzensoren kennen das Problem. Man kann gute Geschäfte einfach nicht an der Quelle verbieten. Deswegen hat ihnen die Industrie Softwarefilter für das andere Ende der Leitung gebastelt. Damit können christliche Eltern ihren Kindern zu Hause alles das vorenthalten, was sie selbst haben wollen. So ist die Moral wieder in Ordnung.

Die Firma Digimarc Corporation (www.digimarc.com) hilft jetzt auch dem Playboy aus der Klemme. Das Männerblatt hat angekündigt, daß die Bilder auf seiner Website mit unsichtbaren digitalen Wasserzeichen ausgestattet werden. Das sind versteckte Pixelmuster, die Informationen über Besitzer und Copyright-Ansprüche enthalten. Digimarc hat seinem Programm gleich noch einen sogenannten Crawler angehängt, ein Suchprogramm, das ständig das Web durchkämmt und Adressen mit Playboy-Bildern herausfischt. In einer Datenbank werden diese Informationen gesammelt, die Digimarc- Kunden erhalten regelmäßig Auskunft darüber, wo der „MarcSpider“ Bilder gefunden hat, aber natürlich nur gegen eine Gebühr.

Pech für die vielen Mittelständler im Onlinesexgeschäft. Schon Anfang des Jahres hatte der Playboy die Firma „Five Senses Productions“ in San Diego angezeigt. Sie hatte Bilder aus dem Playboy veröffentlicht und gegen eine Monatsgebühr von fünf Dollar zum Herunterholen auf die Festplatte angeboten. Francesco Sanfilippo, der Besitzer der Five Senses Productions, verteidigt sich: „Die Bilder auf meinem Server wurden aus verschiedenen Newsgroups des Usenet heruntergeladen. Auf den Bildern war kein Copyright-Symbol, darum konnte ich auch nicht wissen, woher die Bilder stammten.“ Aber beim Playboy ziehen solche Ausreden jetzt nicht mehr. Tilman_Baumgaertel@compuserve.com