Das Portrait
: Lächelnder Freund aller Wesen

■ Dr. Motte

Für die einen ist der Berliner Love-Parade-Erfinder Dr. Motte ein Star. Andere halten den 36jährigen für einen Dummkopf. Manch einer in der Berliner Technoszene meint, die schlauköpfigen Organisatoren der Love Parade würden den buddhistisch orientierten DJ als nützlichen Idioten vorschicken und hinter seinem Rücken über ihn lachen, weil er der einzige sei, der tatsächlich an die Comicparolen der Love Parade glauben würde. Wie dem auch sei. Irgendwie ist Dr. Motte, dessen Werdegang von Jazz über Punk hin zu Techno führte, jedenfalls sympathisch und lächelt auch immer sehr nett ins Publikum, wenn er grad auflegt.

Dr. Motte ist ein erklärter Freund aller Wesen und macht nicht nur Musik, um die Welt zu verbessern, sondern brachte im vorigen Jahr auch ein natrium- und kohlensäurearmes Wasser auf den Markt, dessen Gewinne guten Zwecken dienen sollen, und das unter dem Namen „Dr. Motte Licht & Liebe Tafelwasser“ verkauft wurde. „Alle Menschen haben ein Recht auf Glück und Liebe“, verriet er dem Focus, und „das Wasser bringt's ihnen. Als die ersten 200.000 Flaschen abgefüllt wurden, habe ich mich an die Abfüllstation gesetzt und meine Liebe auf jede Flasche ausströmen lassen.“

Außerdem hatte der esoterisch Gesinnte die Quelle von Priestern aller möglichen Religionen segnen lassen. Ein Kollege erzählt, daß Dr. Motte auch sehr spontan und witzig sei. So habe er am Ende eines Interviews angefangen zur Melodie von „Heidi“ zu singen: Eins, zwei, Techno – da macht es Bum, Bum, Bum.“

Die Rede allerdings, die er im vergangenen Jahr zur Love Parade hielt, berührte viele eher peinlich: „Ich bin's, Euer Dr. Motte“, hatte der ehemalige Betonbauer begonnen, daß „wir“ „eine Million“ seien, „die die gleichen Ziele verfolgen“, mit sich überschlagender Stimme verkündet. Nämlich „Frieden, Völkerverständigung durch Musik“ – kurz „Friede, Freude, Eierkuchen“. Auch hatte er angemahnt, die Natur zu achten.

Mittlerweile ist er übrigens Mitglied des BUND und hätte sich auch gern mit den Veranstaltern der gegen die Kommerzialisierung von Techno protestierenden „Hate-Parade“ getroffen, um sie von der Kraft der Liebe zu überzeugen. Laut Focus strebt der nette Technopionier auch danach, eine „Partei zur Verbesserung der Lebensqualität“ zu gründen. dk