Mit der Kamera dabei

■ Statt einer Live-CD gibt es jetzt „Station 17 – Der Film“

Dieser Film wird es nicht leichthaben. Die Macher intendierten eben kein Tourspektakel über die sich aus Behinderten und Nichtbehinderten zusammensetzende Musikgruppe Station 17 für einfältige Gaffer, die, zu Betroffenheit neigend, die Auseinandersetzung mit der Sache selbst aussparen. Station 17 – Der Film, eine Zusammenarbeit von Kay Boysen, dem Initiator des Musikprojektes der Stiftung Alsterdorf, sowie den Filmemachern Frank Stolp und Hannes Schönemann, ist ein Dokument.

Auf die Idee, diesen Film in Angriff zu nehmen, kam man, als die Konzertaufnahmen der Gruppe hinsichtlich der Veröffentlichung einer Live-CD durchforstet wurden. „Irgendwas fehlt da noch“, fand Kay Bosen seinerzeit und kam auch bald darauf, was es war. Der Konserve fehlte das Visuelle, das eben auch für das Wirken der Station 17-Auftritte verantwortlich ist, was die Entscheidung erleichterte, der geplanten Live-CD einen Film vorzuziehen.

Daß die Gruppe „keine Musiktherapie“ sein will, weiß man spätestens seit ihrem letzten Tonträger Genau So. Diese Einsicht ließe sich auch auf den Film übertragen. Nicht die Tatsache, daß es sich bei einigen Mitgliedern um Patienten der Alsterdorfer Anstalten handelt, wird durch den Film betont, sondern viel wichtiger: Auch bei Station 17 spielt sich eine Tour in geregelten Bahnen ab. „Wir wollten keinen Film über Behinderte machen, sondern einen Film über eine Band“, so Kay Boysen. Denn nur als Band will man verstanden werden und nicht etwa als ein populistischer Akt christlicher Nächstenliebe.

Eine Woche lang tourte die Gruppe durch Deutschland und erlebte, was eine Gruppe auf Reisen erleben muß. Keine Verpflegung nach langer, anstrengender Busfahrt zu bekommen gehört dazu genauso wie der Anruf bei der Mutter oder die Enttäuschung über miefige Hotelzimmer. Selbstverständlich gibt es aber auch Momente der Freude und Genugtuung über ein gelungenes Konzert. Daß es da auch zu Längen kommen kann, gehört zum Konzept. Der sich selbst noch zur Garde der „Jungfilmer“ zählende Frank Stolp bestätigt das dokumentarische Prinzip seines Filmes: „Wir haben die Tournee begleitet, nichts inszeniert. Wir waren einfach nur dabei.“ Soweit es mit einer unübersehbaren Kamera auf der Schulter möglich ist, wird hier weder verfälscht noch überzeichnet.

Jan-Christoph Wolter

Der Film läuft heute sowie Sonntag und Montag im Alabama-Kino.