■ Vorschlag
: Hardcore für Love-Parade-Hasser: Barkmarket rocken das Trash

Die New Yorker Hardcore-Band Barkmarket ist genau der richtige Nachschlag zur Love Parade. Denn ob Raver, Punker oder Schneemann: Diese Band überzeugt in Wort und Ton einen jeden von uns davon, daß so mir nix dir nix die Sonne gar nicht in die Herzen scheinen kann. „It smells like hell around here“ sind die ersten Worte, die Sänger und Bandgründer Dave Sardy auf dem neuen Barkmarket-Album „L.Ron“ aus seinen Stimmritzen preßt, und dann geht es ab durch die Abgründe und Schattenwelten unserer Psyche, ohne Unterlaß.

„How does it feel to be your own worst fear?“ – Für Sardy selbst scheint sich das eher gut anzufühlen, denn seit gut zehn Jahren schon führt er Barkmarket ohne Stimmungsaufheller und Bewußtseinserweiterer durch die Untiefen des Business.

Waren die ersten beiden Barkmarket-Alben noch rohe stilistische Fingerübungen – eines hieß logischerweise „The Easy Listening Record“ –, so entwickelte man sich in der Folge zu einer der interessantesten Hardcore-Bands, die der New Yorker Underground je hervorgebracht hat: Barkmarket begnügen sich nicht mit einem profanen Haudrauf-Sound, auch entspanntere Teilchen stehen bei ihnen auf dem Masterplan; Firehose-Figuren sind in ihren Sound genauso eingewoben wie ein aufrechter Blues.

Natürlich braucht in den von Rhythmus- und Harmoniewechseln bestimmten Stücken kein Mensch auf die genreüblichen Schreckensmomente zu verzichten, freundlich winken dann AmRep- Bands wie die Cows oder Today Is The Day herüber. Barkmarket aber klingen einfach besser als viele ihrer HC-Kollegen: Sardy nämlich ist ein exzellenter Produzent, und um seine Tätigkeit an den Reglern rissen sich schon Bands wie Slayer und die Chili Peppers oder auch der Metalhead Ice T. Bisher wollte Sardy jedoch nur mit Barkmarket die Welt aus den Angeln heben.

Ob man nun dafür einen wie den Scientology-Gründer „L.Ron“ aus dem Weg räumen muß oder sich doch lieber einige seiner Methoden auf die Gitarren schreibt, lassen Barkmarket eher im dunkeln. Der ausgestreckte Mittelfinger, die Spielkarten und auch die collagenhaft zerstückelten Fotos des echten L. Ron Hubbard auf dem Cover des Albums könnten allerdings den rechten und korrekten Weg weisen. Gerrit Bartels

Ab 21 Uhr im Trash, Oranienstraße 40-41