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: Halali in Halle

„Polizeiruf 110: Die falsche Sonja“, So., 20.15 Uhr, ARD

Das Städtchen Halle ist kein Nest, aber auch kein Moloch urbaner Anonymität. Man kennt sich noch in Halle. Und wenn man einen Handwerker braucht, hält man sich an örtliche Betriebe. Klar hätte Bauunternehmer Schlüter sich auch irgendwo in der internationalen Kunstszene um- und einen Fälscher auftun können, der ihm eine Kopie seines echten Christian Schad gepinselt hätte. Aber wozu der Aufwand, wenn es am Ort so einen netten Jungrestaurator namens Jens gibt, der ja auch malen kann. Und jener Berliner Anwalt, dem Schlüter die Kopie für schlappe zwei Millionen und für echt andrehen wollte, würde schon nicht so genau hingucken oder gleich eine Expertise verlangen. Was der dann auch prompt nicht tat. Und wäre jener Jens bei diesem tranigen Sachsenkrimi-Versuch nicht noch als Zeuge und Opfer gebraucht worden, hätte Schlüter wahrscheinlich den Leistungskurs Kunst des örtlichen Gymnasiums mit der Fälschung beauftragt.

So war, was Autor Knut Boeser hier als Plot zusammengerührt hatte, wahrlich nicht dazu angetan, einen an diesem lauen Sommerabend vor den Bildschirm zu bannen. Wann immer das Gewürge ins Stocken geriet, mußte Kommissar Zufall (Täter auf der Autobahn geblitzt!) her oder eine dieser Holzschnittfiguren von überraschenden Anwandlungen heimgesucht werden. „Ich kann's nicht; ich bin ein ehrlicher Mensch!“ entfuhr es jenem Jens, kurz bevor er Original und Fälschung in seinen Wartburg-Kombi verstauen und abliefern wollte. Wozu Schauspieler Peter Weiß schmerzhaft das Gesicht verziehen mußte, als hätt' ihn just ein Schuß getroffen. Was zum Brüllen komisch kam, aber keineswegs so gemeint war. Nicht minder klasse: „Du ganz und gar verdorbene, wunderbare Frau!“ raunzte Unternehmersohn Oswald seiner Stiefmama ins Ohr, an der sich eine gewisse Jessica Stockmann mit Whisky- Glas, Kippe und Schlafzimmerblick als Verruchte versuchte.

Aber so sind sie halt die Sachsen. Während die einen munter aus dem Spanien-Urlaub zurückkommen und natürlich einen Flamenco-Fummel am Leib und eine Gitarre unterm Arm tragen, bekämpfen die daheim gebliebenen Ordnungshüter ihren täglich Frust mit einem Gläschen Roten im heimeligen Theatercafé. Dichtmachen, den Laden. Soll Kommissar Schmücke von mir aus auch nach Spanien. Reinhard Lüke