■ Mit sicheren Geldautomaten auf du und du
: Schau mir in die Augen

Berlin (taz) – Ein tiefer Blick in die Augen könnte schon bald über den Zugang zu Geldautomaten entscheiden. Die US- Firma Sensar will mit NCR, einem der drei großen Geldautomatenhersteller weltweit, ein neues System zur Personenidentifizierung einführen: die Wiedererkennung anhand der Iris, der Augenfarbe.

Geheimzahlen soll sich bald niemand mehr merken müssen, findet NCR. Die Identifizierung der Kundschaft durch Abtasten der Augenfarbe bedeute für die Banken mehr Schutz vor Mißbrauch. Denn die menschliche Iris gilt als unverwechselbares Persönlichkeitsmerkmal; anders als der Fingerabdruck oder die Stimme ändert sie sich im Verlauf eines Lebens nicht.

Vor dem Zugriff zum Bargeld dürfte demnächst der Iris- Vergleichstest zu absolvieren sein. Der Bankkunde schaut kurz in eine Kamera, in der ein niederfrequenter Infrarotstrahl in weniger als zwei Sekunden die Iris abtastet und mit dem gespeicherten Bild vergleicht. Dabei müssen nicht einmal Brillen abgesetzt werden, und auch rotgeränderte Augen nach einer ausschweifenden Nacht trüben die Iris-Diagnostik nicht. Schädlich soll die Methode fürs Auge laut Herstellern nicht sein. Das bestätigt auch Professor Anselm Kampik, Präsident der Deutschen Ophthalmologischen (augenheilkundlichen) Gesellschaft.

Allerdings leisten Kunden, die Automaten mit der neuen Zugangssperre nutzen, einen Beitrag zum weiteren Stellenabbau in den Banken. NCR weist darauf hin, daß das Iris-Erkennungssystem einen noch nie erreichten Sicherheitsstandard repräsentiere. Außerdem könnten über die Automaten auch „hochwertige Transaktionen“ abgewickelt werden: Überweisungen und Geldgeschäfte, die derzeit noch überwiegend Angestellte erledigen.

Im Moment wird das Verfahren in London getestet – vor allem auch auf Kundenakzeptanz. Bereits Ende 1997 sollen die ersten Automaten mit Iris-Erkennung ausgeliefert werden, zunächst in den USA. Wann in Deutschland die Apparate aufgestellt werden, steht nach Angaben des Sprechers von NCR Deutschland noch nicht fest. Gudrun Giese