König William Henry III.

■ "Forbes" hat seine Liste der 200 superreichen Unternehmer veröffentlicht: Bill Gates ist erneut der Krösus. Die BMW-Eigner Quandt führen die Liste der Deutschen an

Berlin (taz/AFP) – 20 Prozent der US-Amerikaner halten laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup den Microsoft-Gründer Bill Gates für den reichsten Mann Amerikas. Die anderen 80 Prozent irren. Gates, so hat das Wirtschaftsmagazin Forbes erhoben, ist wohl der reichste Mann der ganzen Welt – jedenfalls wenn man Könige und Diktatoren nicht einbezieht. Der Software- Guru, den das Magazin in royalistischer Ehrfurcht als „Gates, Henry William III.“ betitelt, bringt es allein auf ein Vermögen so groß wie das Bruttoinlandsprodukt, das alle Tschechen zusammen in einem Jahr erwirtschaften.

Microsoft ist eine Goldgrube. Gates, im Jahr 1995 erstmals auf Platz eins der Liste, soll allein im letzten Jahr seinen Besitz verdoppelt haben auf jetzt 36,4 Milliarden Dollar. Noch nie war ein Unternehmer so reich wie Gates, stellt Forbes fest. Der Software-Konzern mehrt auch den Reichtum des Microsoft-Mitgründers Paul Gardner Allen, der es mit 14,1 Milliarden Dollar auf Platz sechs bringt.

An zweiter Stelle der Forbes-Liste rangiert die Walton-Familie, der die US-Einkaufskette Wal- Mart-Stores gehört. Wesentlich unauffälliger verdient man ein Vermögen an der Börse. Nur zwei Prozent der von Gallup befragten Amerikaner kamen im Zusammenhang mit den Superreichen auf den Namen Warren Buffett. Der Spekulant aus Omaha, mit 23,2 Milliarden Dollar auf dem dritten Rang, hält zum Beispiel Anteile an Coca-Cola und General Electric.

Erst auf Platz zehn tauchen erstmals Deutsche auf, nämlich die Familie Quandt mit 11,7 Milliarden Dollar. Ihr gehört ungefähr die Hälfte von BMW – wieviel ganz genau, weiß man nicht. Immerhin reicht es zu einem Vermögen, das den Bundesetat für Forschung und Bildung bei weitem übersteigt.

Viele Deutsche auf der Liste sind nicht mehr selbst unternehmerisch aktiv und leben glücklich von dem, was die Vorfahren erwirtschaftet haben: so die Haniels (Montan- und Transportimperium), Boehringers (Pharma), Flicks (ursprünglich Bergbau und Stahl, dann ein Konglomerat unter anderem mit Beteiligungen an Daimler), Gerlings (Versicherung) und Schickedanz (Quelle). Sie sitzen höchstens noch in Aufsichtsräten.

Als echte Macher in Deutschland führt Forbes die Aldi-Brüder Theo und Karl (11,5 Milliarden) an, außerdem Professor Hans Joachim Langmann, Geschäftsführer und Gesellschafter der Chemiefirma Merck (5,6 Milliarden), Versandhauskönig Michael Otto (4,5 Milliarden), Dietmar Hopp, Chef der Software- Firma SAP (3,6 Milliarden), VW- Boß und Porsche-Mitinhaber Ferdinand Piäch (3,4 Milliarden) sowie Medienkrösus Leo Kirch (2,8 Milliarden und Platz 106).

Größtes Unternehmen bleibt laut Forbes Shell, gefolgt von General Electric, Exxon und IBM.

Die Königinnen von England und den Niederlanden oder König Fahd von Saudi-Arabien fehlen in der Liste dagegen ebenso wie in Deutschland etwa Max Prinz von Baden, der allein 5.000 Hektar an Wald und landwirtschaftlicher Nutzfläche sein eigen nennt. Forbes liste nur Unternehmer auf, weil die ihr Vermögen selbst erwirtschaftet hätten, erklären die Herausgeber. Herrscher von Unternehmen zu sein erscheint ihnen offenbar ehrenvoller als Herrscher ganzer Staaten. Forbes räumt aber ein, daß vermutlich der Sultan des asiatischen Erdölreiches Brunei noch reicher ist als Bill Gates.

Daß sich Forbes auf Unternehmer mit ihren Firmenbeteiligungen konzentriert, könnte auch noch einen anderen Grund haben: Welcher Milliardär gibt schon seine in einem Steuerparadies außer Reichweite des Finanzamtes geparkten Reichtümer an? Individuelle Vermögen wurden in Deutschland aus datenschutzrechtlichen Gründen noch nie offiziell erhoben. Auf Geheiß des Bundesverfassungsgerichts wird seit diesem Jahr nicht einmal mehr eine Vermögenssteuerstatistik geführt. Nicola Liebert