Deutsche und Franzosen bei Ecstasy gleichauf

■ Macht Jugendkultur süchtig? Größtes Problem: Ecstasy-Konsum im Zusammenhang mit Techno. Suche nach neuen Ansätzen in der Suchtprävention

Daß der Drogenkonsum bei Technoveranstaltungen um ein Vielfaches höher liegt als im Normalfall, ist kein Geheimnis. Man geht davon aus, daß die Hälfte der Technofans Erfahrungen mit Ecstasy gemacht haben und ein Drittel ständige Ecstasy-Konsumenten sind. Auf der Fachtagung „Macht Jugendkultur süchtig?“, veranstaltet vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), wurde diese These bestätigt. Doch die Teilnehmer aus Frankreich und Deutschland haben sich nicht nur mit der Frage des Ecstasy-Konsums unter den Jugendlichen beschäftigt, sondern auch damit, wie eine erfolgreiche Suchtprävention aussehen könnte.

Jeder sechste, der mindestens einmal Ecstasy konsumiert habe, werde „abhängig“, sagte Gerhard Rakete von Suchtgefahren e.V. Hamburg. Es handle sich dabei nicht um körperliche, sondern um psychische Abhängigkeit. Außerdem sei bei Ecstasy-Konsumenten „eine Vernachlässigung von Aidsprävention“ festgestellt worden. Um dem vorzubeugen, so Rakete, suche man den „Dialog“. Auf der Love Parade wurde mit einem Infostand praktische Präventionshilfe angeboten: Matratzen zum Relaxen und Broschüren. Dabei sei es in erster Linie um „Kommunikationsarbeit“ gegangen, faßte Jean-Marc Priez von der Fédération Aides Paris zusammen.

In den Diskussionen wurde auch deutlich, daß Frankreich und Deutschland mit „ähnlichen Problemen in der Drogenprävention bei Jugendlichen“ zu kämpfen haben, sagte Harald Schmidt vom DFJW Paris. In beiden Ländern gebe es in Fragen der Prävention zwei Fronten: die einen, die um eine Verminderung des Drogenkonsums kämpften, aber damit indirekt Drogen akzeptierten, während die anderen sich generell gegen Drogenkonsum einsetzten.

Im Präventionsansatz gebe es aber keine großen Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland. Obwohl die französischen Drogengesetze „restriktiver“ seien, sagte Priez, habe sich gezeigt, daß mit Verboten die Probleme nicht zu lösen seien. Es müßten demnach mehr die gesundheitlichen „Risiken für den einzelnen“ beachtet werden, Bedeutung habe aber auch die „Heimlichkeit“, in der Drogen konsumiert würden, und damit die Bildung von Randgruppen.

Anfang der 90er habe man versäumt, die Verbindung von Techno und Ecstasy zu sehen. Zukünftig soll schneller auf die sich wandelnde Jugendkultur und das sich ändernde Drogenverhalten reagiert werden: im „Dialog“ mit den Jugendlichen. Karen König