Kleinkrieg zu Lasten der Junkies

■ Michael Mach von der Heroininitiative zu den Vorwürfen des Drob Inns

taz: Das Drob Inn hat Ihnen Hausverbot erteilt. Nicht wegen Ihrer kritischen Äußerungen in der Bild vom 12.3.97, sondern weil Sie gedealt, konsumiert, Gewalt angewandt oder angedroht haben sollen, behauptet Projektleiter Andreas Ruesch. Geben Sie zu, gegen die Hausordnung verstoßen zu haben?

Michael Mach: Nein. Ich brauche wegen meiner Hepatitis alle sechs Monate eine ärztliche Bescheinigung. Die wollte ich mir holen. Aber bevor es dazu kam, wurde mir Hausverbot erteilt, weil ich das Drob Inn in den Medien kritisiert habe und das Team nicht einsieht, mich weiter zu behandeln. Ich konnte nicht zu der Ärztin und habe mich deshalb bei der Ärztekammer über die unterlassene Hilfeleistung beschwert.

Einem Junkie glaubt man nicht unbedingt, wenn sein Wort gegen das von Sozialarbeitern steht.

Ich bekomme Polamidon und rühre Heroin seit vier Jahren nicht mehr an. Ohne zurechtzukommen, ist schwer, wenn man seit 31 Jahren drauf ist. Die absurde Anschuldigung des Drob Inns tut weh.

Sind die MitarbeiterInnen nicht zu Recht sauer darüber, daß Sie die Beratung im Drob Inn als schlecht bezeichnet haben?

Es ist in der Szene schon lange kein gutes Wort mehr über diese Einrichtung zu hören. Das Drob Inn muß natürlich bestehen bleiben, aber die jetzigen Mitarbeiter halte ich für überfordert.

Ist das nicht das übliche Genörgel? Eine Einrichtung kann es ja nicht allen recht machen.

Der Kleinkrieg der Drogeneinrichtungen und der Kollisionskurs gegen den Drogenbeauftragten Horst Bossong geht zu Lasten der Drogenabhängigen. Anders als das „Triumvirat“– Peter Möller vom Drob Inn, Rainer Schmidt von der Palette und Norbert Dworsky von Freiraum – halte ich den Drogenbeauftragten für einen fairen und ehrlichen Mann, der sich Zeit nimmt, wenn man mit ihm reden will. Auch Bürgermeister Henning Voscherau, der unsere Heroininitiative unterstützt, hat mich immer wie einen kranken Menschen und nicht wie ein Stück Dreck behandelt.

Was müßte denn getan werden, damit die Junkies Gehör finden?

Ich werde unheimlich oft am Hauptbahnhof von jungen Bengels wegen Drogen um Rat gefragt. Sogar Mütter von Abhängigen kommen zu mir. Aber ich bin selbst krank, und mir wird das zuviel. Es müßten von morgens bis nachts Streetworker in der Szene sein. Jetzt soll es ein Team von sechs Sozialarbeitern geben. Ob das etwas nützt, weiß ich nicht. Aber man muß es auf jeden Fall versuchen.

Fragen: Silke Mertins