Crashkurs im Schwertschlucken

Sie wollen Ihrer einfältigen physischen Existenz eins auswischen? Wollen Kinderaugen zum Glitzern bringen, Mütterherzen erweichen, Lustbarkeit unter Menschen grauer Städte streuen? Schlicht: Sie wollen Schwerter verschlucken? Kein Problem: die tazsagt Ihnen, wie's geht in 66 Zeilen á 28 Anschlägen, unterstützt von Joey-Joey, der die Disziplin 16 Jahre überlebte, in klasse Zustand, wie obiges Röntgenbild beweist.

Zunächst mal kündigen Sie den Job, kippen Ihr Studium oder was auch immer, halten sich zwei Jahre frei. Denn: „Man muß vollständig fokussiert sein aufs Schwertschlucken. Schlucken und Jonglieren und und und, das geht nicht.“Das Lernen findet hauptsächlich im Kopf statt. Denn biologische Faktoren verhindern allzu lange Trainingseinheiten. „Immer nur ein paar Minuten, dann verkrampft sich der Magen und die Magensäureproduktion steigt, zerfrißt beim Schwertherausziehen die Speiseröhre.“Gelernt werden muß eigentlich nur eine Sache: das Austricksen des Würgreflexes. Sinnvolle Sache, denn wie oft überfällt uns ein Würgen auch ganz ohne Schwert. Der Würgreflex konzentriert sich in bestimmten Punkten des Magen-Hals-Rachen-Raums. Diese sensiblen Stellen gilt es herauszufinden, einzuprägen und zielsicher mit dem Schwert zu umgehen. „Es geht um Entspannung, eines der schwersten Dinge im Leben.“Nicht trainiert werden hingegen irgendwelche Muskelpartien. Auch auf's Zulegen einer Speiseröhrenhornhaut, etwa durch Einnahme von Putzmitteln, kann verzichtet werden.

Mit blutrünstigen Anekdoten kann ein Schlucker nicht dienen: keine heraushängenden Eingeweide, „kein einziges Mal geschnitten“, nicht mal unfreiwillig gekotzt. Lehren wird Joey-Joeydas nur einen Einzigen. So will es die Tradition. Zu sehen ist die geniale Type aber auf dem „La Strada-Festival“

bk/Repro: Kay Michalak