Radioaktive Strahlung im Meer vor La Hague wird jetzt amtlich bestätigt

■ Französische Strahlenschutzbehörde spielt die Belastung herunter. Werte entsprechen den von Greenpeace ermittelten

Paris/Stuttgart (AP) – Auch die französische Strahlenschutzbehörde (Opri) hat im Meer vor der Wiederaufbereitungsanlage La Hague in der Normandie Radioaktivität gemessen. Es sei aber nur schwache Radioaktivität vorhanden; sie bedeute keine gesundheitliche Gefährdung, hieß es bei der Behörde. Die gemessenen Werte entsprechen denen, die auch Greenpeace festgestellt hatte. Laut der Umweltorganisation liegen sie zum Teil um das 17millionenfache höher als die natürliche Strahlung des Meeres. Opri empfahl in seinem Bericht, die Küste in einem Umkreis von 50 Metern um die Mündung des Abwasserrohres zu sperren.

Direkt an der Mündung des Abwasserrohres stellte Opri sogar noch höhere Werte als Greenpeace fest: Dort wurde eine Radioaktivität von 200 Millionen Becquerel pro Liter Tritium gemessen. Laut den Ergebnissen der Umweltorganisation, die von der Gesundheitsbehörde Hamburg bestätigt wurden, betrug die Strahlung dort 155 bis 175 Millionen Becquerel. Der Wissenschaftliche Direktor von Opri, Jean-Luc Pasquier, wies aber darauf hin, daß sich die Radioaktivität wegen der starken Strömung im Ärmelkanal rasch verteile. Binnen zehn Minuten – in einer Entfernung von etwa einem Kilometer – sei sie vermutlich nicht höher als der zugelassene Wert von 4.000 Becquerel.

„Neben einem Abwasserrohr können Sie kein Trinkwasser erwarten“, sagte Pasquier vor Journalisten. Letzte Woche waren erste Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht worden. Darin hieß es, 50 Meter vom Abwasserrohr entfernt sei keine erhöhte Radioaktivität mehr gemessen worden. Diese Zahl wurde in dem Abschlußbericht nicht mehr genannt.

Die Untersuchung war nach Bekanntwerden der Greenpeace-Ergebnisse vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben worden. Opri hatte die Wasserproben zwischen dem 24. und 30. Juni dem Meer vor der normannischen Küste entnommen. Dort liegt die Wiederaufbereitungsanlage La Hague, deren bester ausländischer Kunde Deutschland ist.

Mitarbeiter der Umweltschutzorganisation Greenpeace lieferten reihum bei Landesregierungen Proben schwach radioaktiven Sediments ab, die am Abwassereinleitungsrohr der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague aus dem Ärmelkanal entnommen worden waren. Am Mittwoch wurde eine solche Probe im baden-württembergischen Umweltministerium überreicht. Zuvor hatte es solche Übergaben in Hamburg, Kiel und Hannover gegeben.