Kambodschas Premier läßt Vermittler abblitzen

■ Die Chancen des Landes für Aufnahme in die Asean-Gemeinschaft stehen gut

Bangkok (taz) – Premierminister Hun Sen verbittet sich jede Einmischung in Kambodschas „innere Angelegenheiten“: Eine Abordnung der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, die zwischen Hun Sen und dem von ihm gestürzten Kopremier Prinz Norodom Ranariddh vermitteln wollte, kehrte am Samstag erfolglos aus Phnom Penh zurück.

Hun Sen lehnte einen Vorschlag ab, den die drei Außenminister der Philippinen, Indonesiens und Thailands mit Zustimmung von König Sihanouk und dem geflüchteten Prinzen machen wollten: Er sah eine Übergangsregierung vor, die bis zu Wahlen 1998 die Geschäfte führen sollte. Der Prinz hatte nach eigenen Worten bereits eingewilligt, einen Stellvertreter zu bestimmen. „Ich fürchte, wir gleiten in einen neuen Bürgerkrieg“, sagte er am Samstag in Bangkok. Allerdings rief er nicht mehr zum bewaffneten Widerstand auf. Statt dessen habe er eine „Union kambodschanischer Demokraten“ (UCD) gegründet, in der außer seiner Funcinpec-Partei drei weitere Gruppierungen vertreten sind. Die exilierten Politiker würden friedlich für die Rückkehr zur „legitimen königlichen Regierung“ kämpfen, kündigte der Prinz an. „Unter keinen Umständen“ würde die UCD dabei mit den Roten Khmer zusammenarbeiten. Die Staaten der Welt sollten ihre Unterstützung für Hun Sen stoppen, forderte er. Ein internationales Tribunal „wie in Bosnien“ solle die Vorwürfe prüfen, daß Hun Sens Soldaten nach dem Coup mindestens 40 Politiker und Militärs der Funcinpec-Partei ermordet hätten.

Doch schon jetzt zeigt sich, daß Hun Sen die besseren Karten hat: Mehrere Regierungen haben bereits angedeutet, daß sie mit ihm zusammenarbeiten werden. Vor allem die Asean hat keinerlei Interesse daran, Kambodscha wie in den achtziger Jahren erneut zu isolieren. Möglicherweise werde die Organisation Phnom Penh doch noch in diesem Jahr aufnehmen, sagen Diplomaten in Bangkok. Jutta Lietsch