EU-Konkurrenz und Euro dünnen die Reihen aus

■ Deutsche Banken richten sich auf starken internationalen Wettbewerb ein

Nun ist es endlich passiert. Zwei deutsche Großbanken fusionieren und schaffen damit eines der größten Kreditinstitute Europas. Schon lange waren sich die Branchenbeobachter einig, daß etwas passiert: „Daß sich da etwas tun würde, war nicht die Frage“, so Oliver Wolfrum, Sprecher des Bundesverbandes deutscher Banken. „Unklar war, wer mit wem.“

Der Grund für das Grübeln über Fusionen und Umstrukturierungen bei den großen deutschen Privatbanken ist einerseits der 1999 kommende Euro und andererseits der rasante Wandel auf den globalen Finanzmärkten. Das könnte zu einem Schub in der deutschen Bankenlandschaft führen, wie er das letzte Mal nach der Gründung des deutschen Reiches zu verzeichnen war. Vor gut 120 Jahren konnten die Bankiersfamilien plötzlich nicht mehr genug Geld für die neuen, riesigen Unternehmen wie Siemens, AEG oder Krupp zur Verfügung stellen. Aktionärsbanken wie die Deutsche, Dresdner, Commerzbank oder die beiden Bayerischen entstanden. Damit wurde das Risiko eines Kreditausfalls auf die Schultern vieler Aktionäre verteilt.

Nun kommt also der Euro. Damit werden Finanzgeschäfte für alle Kunden innerhalb der EU wesentlich transparenter. Die Verwalter des Produkts „Geld“ sehen sich plötzlich im direkten Wettbewerb mit anderen Größen der EU: Warum sollte eine deutsche Firma über eine deutsche Bank an die Börse gehen, wenn es eine französische billiger managt? Und warum nicht die niedrigeren Kreditgebühren einer spanischen oder schwedischen Bank nutzen? Da klingt es für die Banken der EU nur zu logisch, daß sie rationalisieren müssen, um die anderen in den Betriebskosten auszustechen.

Im europäischen Vergleich sind die deutschen Großen zwar nicht zu verachten. Ihre Kredit- und Gebührenumsätze stiegen in den letzten Jahren enorm. Doch bisher konnte allein die Deutsche Bank mit ihrer Bilanzsumme von 886 Milliarden Mark im Jahr 1996 als Riese gelten. Ansonsten stehen in der Hitliste französische, britische oder Schweizer Geldhäuser ganz oben. „Die deutsche Bankenlandschaft ist sehr stark zersplittert“, so Manfred Seyfried, Direktor der Unternehmensberatung Arthur D. Little. „Die Hypo- und die Vereinsbank waren nicht klein und nicht groß. Mit der Fusion werden sie eine europäische Größe vor allem im Geschäft mit festverzinslichen Anleihen.“

In anderen Ländern der Europäischen Union beherrschen einige wenige Institute einen großen Teil des Geschäfts auch mit Privatkunden. Dabei sind ihre Gewinne mit dem Kleinvieh teilweise durchaus nicht zu verachten, während in Deutschland in diesem Bereich die Rendite nach Meinung der Finanzexperten zu wünschen übrigläßt. Die Branchenbeobachter haben aber nicht nur die Aktienbanken im Visier, sondern auch die Sparkassen. Dort sehen sie ein mindestens ebenso großes Potential für Einsparungen aller Art.

Länder und Gemeinden treten dort als Garanten für die Risiken ihrer Kassen auf. Als Eigner der Sparkassen erhalten sie bisher aber eine in den Augen der Analysten nur magere Rendite. In Zeiten knapper Kassen könnte deshalb auch durch die öffentlichen Banken bald eine Welle von Filialschließungen und Entlassungen rollen. Reiner Metzger