Ein hübsches Kuckucksei für die Allianz, selbstgelegt

Hoffentlich Allianz-versichert, werden sich jetzt die Bewohner der Hochwasserregion an der Oder denken. Denn der größte bundesdeutsche Versicherer hatte nach der Wende eilig die staatliche Versicherung der DDR übernommen. Die bot ihren Kunden und Kundinnen einen Rundum-Service, wie er im Westen nur gegen Höchstprämien zu haben ist.

Die sogenannte Haushaltsversicherung der früheren DDR haftet für alle Schäden, die durch ein Hochwasser verursacht werden. Sogar die Aufräum- und Sanierungskosten werden durch die Altverträge abgedeckt. Die Allianz hat bereits einmal erfahren, welches Kuckucksei sie sich mit der Übernahme ins Nest gelegt hat. Vor zwei Jahren traten in Sachsen-Anhalt einige Flüsse über die Ufer und sorgten für nasse Keller und durchfeuchtete Hauswände. Zur Schadensregulierung durfte die Assekuranz anschließend „viele Millionen Mark“ zahlen, wie Allianz-Sprecher Wolfgang Heilmann sagt. Genaue Beträge nennt er lieber nicht.

Rund 75 Prozent der BürgerInnen der ehemaligen DDR, die eine Haushaltsversicherung hatten, behielten den vorteilhaften Schutz auch nach der Wende. Für geringere Prämien, als für eine Hausratversicherung nach westlichem Muster fällig sind, bietet sie mehr Leistungen, zum Beispiel auch eine Reisegepäckversicherung. Verbraucherverbände haben in der Vergangenheit denn auch immer wieder empfohlen, bloß nicht die alten DDR-Verträge zu kündigen.

Die Bürger hörten es und verhielten sich entsprechend. So lebt das Versorgungssystem DDR in wenigstens einer Nische wundersam fort – dank Allianz.Gudrun Giese