Wege machen, Spuren tanzen

■ Das 14. Internationale Sommertheater Festival Hamburg will auf Kampnagel vom 15. – 30. August „Über Grenzen tanzen“

„Tanz und Migration“ist Thema des diesjährigen Sommertheater Festivals, das in der zweiten Augusthälfte auf Kampnagel Choreographien aus acht Ländern vorstellt. TänzerInnen aus Australien, Belgien, Benin, Indien Indonesien, Frankreich, Pakistan und Taiwan sollen zeigen, daß Migration, im Gegensatz zu dem von Politik und Medien transportierten negativen Bild, durchaus als Chance und Bereicherung begriffen werden kann.

„Migrationsbewegungen hinterlassen Spuren. Tanz ist vielleicht die sinnlichste Form, wie wir diesen Spuren folgen können“, erklärt Gabriele Naumann, neben Dieter Jaenicke künstlerische Leiterin des Festivals, die Wahl des Schwerpunkts und die Beschränkung des Festivals auf die ausschließliche Präsentation von Tanzstücken und Konzerten. Das Festival wolle zeigen, was es heißt, „mit dem Körper in eine fremde Kultur zu tauchen“und Zugang zu anderen, nichteuropäischen Entwürfen zeitgenössischen Tanzes schaffen.

Eröffnet wird das Festival am 15. August mit Songs of the Wanderers des taiwanesischen Cloud Gate Theatre. Inspiriert von den Praktiken indischer Pilger entwarf Lin Hwai-min im Bühnenbild aus 3500 kg Reis ein „Stück der überirdisch schönen Bilder“, wie die FAZ befand. Für die Erneuerung des indonesischen Tanzes aus Ritualen steht das Sardono Dance Theatre; die Öffnung traditionellen indischen Tanzes hin zu westlichen Bewegungsformen ist in einem Projekt der Pakistanin Sheema Kermani mit dem Franzosen Jean-Marc Marcos zu beobachten. Die Choreographin Daksha Sheth bricht in Sarpagati die Kampfkunst Kalaripayattu mit erotischen Anspielungen. Koffi Kôkô integriert kultische Zeremonien seiner Heimat Benin in Tanzformen seiner Wahlheimat Paris.

Die in Belgien lebende, in Afrika aufgewachsene Nadine Ganase – in Hamurg bereits eine alte Bekannte – erforscht in ihrem jüngsten Stück das Verhältnis zwischen Tanz und Medien: Crossing the Border ist ein getanzter Dialog mit einer Videoaufzeichnung des Beat-Poeten Ira Cohen. Die jüngere Jugendkultur kommt mit HipHop, Break Dance, Capoeira und den Belgiern Hush Hush Hush auf die Bühne. Die Australian Dance Compagnie unter der Leitung der Ex-Pina-Bausch-Tänzerin Meryl Tankard wird schließlich die europäische Erstaufführung ihres jüngsten Stücks Inuk präsentieren.

Mit nur acht Produktionen im Hauptprogramm ist das 14. Sommertheater Festival kleiner als je zuvor. Finanzielle „Altlasten“würden dem mit 1,3 Millionen Mark subventionierten und über ein Gesamtbudget von 1, 9 Mio Mark verfügenden Festival zu schaffen machen, so Jaenicke. Umfangreich ist hingegen das theoretische Begleitprogramm: Mit dem Institut für Sozialforschung und dem Deutschen Gewerkschaftsbund wurden Vortrags- und Diskussionsreihen zu den Themen Migration und Identität erarbeitet . Christiane Kühl