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Feuer und Flamme für Eisenhüttenstadt

Die Warmwalzanlage des Eko-Stahlwerks in Eisenhüttenstadt macht das Werk zu einem der modernsten Betriebe Europas. Der Staat hat sie dem belgischen Investor weitgehend bezahlt  ■ Von Nicola Liebert

Berlin (taz) – Anders als sonstwo an der Oder wurde in Eisenhüttenstadt gestern gefeiert. Der Kanzler persönlich nahm, unterstützt vom brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, im Eko-Stahlwerk die langersehnte Warmwalzanlage in Betrieb. Damit endet ein jahrzehntelanger Stahltourismus. Schon zu DDR-Zeiten war eine solche Anlage geplant gewesen, weil das Stahlwerk seine gegossenen Stahlplatten in anderen Werken – früher in der Sowjetunion, bis gestern in Westdeutschland – walzen lassen mußte. Die gewalzten Metallbänder wurden dann wieder zurück nach Eisenhüttenstadt gebracht und dort kalt weiterverarbeitet.

„Mit dem Warmwalzwerk stehen wir technologisch an der Spitze“, freute sich Eko-Chef Hans-Joachim Krüger. So modern ist die computergesteuerte Anlage, daß nur 175 neue Arbeitsplätze dafür eingerichtet werden mußten. Etwa genauso viele Jobs werden demnächst anderswo im Werk gestrichen. Noch arbeiten 2.550 Menschen bei Eko – früher waren es 12.000.

Jetzt steht in Eisenhüttenstadt das einzige integrierte Hüttenwerk Ostdeutschlands mit Hochofen und kompletter Walzstraße. Jetzt können hochwertige Flachstähle produziert werden. Die Schließung der Lücke im Produktionsprozeß war eine Voraussetzung dafür gewesen, daß das Werk erhalten wurde. Die andere Voraussetzung war, daß der Staat den Großteil der 660 Millionen Mark Kosten übernahm.

Zunächst wollte der italienische Stahlkocher Emilio Riva der Treuhand das Werk abkaufen – und dafür 812 Millionen Mark kassieren. Unter einem Vorwand (die Ablehnung eines Aufsichtsratsmitglieds) sprang er jedoch wieder ab. Den nächsten Käufer zu ködern wurde teurer. Wegen der inzwischen dazugekommenen Verluste verlangte der belgische Konzern Cockerill Sambre (Stahl, Handel, Bau, Maschinenbau) gleich 100 Millionen Mark mehr Subventionen, insgesamt rund 900 Millionen.

Es setzte ein langes Handeln um die Höhe der erlaubten Zuschüsse mit der EU ein. Die EU-Kommission hatte es nämlich satt, daß die ostdeutsche Industrie mit Staatsgeld gepäppelt wurde, und wollte zudem keine weiteren Überkapazitäten auf dem Stahlmarkt fördern. Letzten Endes kaufte Cockerill Sambre 60 Prozent des Eko- Stahlwerks für eine Mark und investierte 440 Millionen Mark in das Werk. Die Treuhand-Nachfolgerin BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben) legte 275 Millionen Mark drauf, das Land Brandenburg zückte 385 Millionen. Die EU-Kommission ließ sich ihre Zustimmung nur damit abkaufen, daß an den ostdeutschen Stahlstandorten Hennigsdorf und Burg Kapazitäten stillgelegt wurden.

Gestern wurde das Werk als Musterbeispiel für die gelungene Sanierung eines ehemaligen DDR- Kombinats gepriesen. Zwar macht Eko-Stahl in diesem Jahr wohl noch einmal mehrere hundert Millionen Mark Miese, vor allem weil die Kosten für den bisherigen Stahltourismus auf die Bilanz drücken. Doch dieses Jahr zahlt die BvS noch einmal einen Verlustausgleich von 100 Millionen Mark. Im nächsten Jahr dann, kündigte Eko-Chef Krüger an, wolle man eine „schwarze Null“ schreiben. Der Stahlmarkt belebt sich gerade ein wenig. Krüger hofft zudem auf wachsenden Absatz in der Autoindustrie sowie wiederbelebte Kontakte nach Osteuropa.

Bis Ende 1998 hat Jean Gandois, Präsident von Cockerill Sambre, angekündigt, die restlichen 40 Prozent von Eko-Stahl für eine zweistellige Millionensumme zu erwerben.

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