: La Fura dels Baus mobilisiert
Das ganze begann A-Klassen-pünktlich. Wer mit spanischer Gelassenheit durch die laue Sommernacht entlang der Elbe Richtung Deichtorhallen schlenderte, wurde um 22.05 Uhr jäh aus seiner Weinseligkeit gerissen. Am Horizont erhob sich ein imposanter 18 mal 18 mal 18 Meter großer hölzerner Kubus und darauf erhoben sich, nicht minder imposant, 18 (grob geschätzt) hölzerne Katalanen. Mit vor die Stirn geschnallten Lampen erinnerten sie an süd-afrikanische Minenarbeiter, bereit, für irgendetwas, das nicht sie selbst sind, sehenden Auges in die Katastrophe zu gehen.
Es wunderte niemanden, als sich die heroischen Lichtgestalten in gebärmutterähnliche Schläuche stürzten und verschwanden. Industrial-Klänge aus Riesenboxen und eine Unzahl überflüssiger Monitore verhießen, daß das alles seine Richtigkeit hatte. Das Keyword lautete „New Generation“und wurde, abwechselnd mit einem geheimnisvollen „Human beings, dreams“-Mantra den zahlreich erschienenen jungen Menschen ab und an in die Ohren geblasen.
Andere junge Menschen waren in erleuchteten Schaukästen und bliesen sich rohe Eier und Schlamm um die Ohren. Was nicht schlimm war, weil sie nackt waren. Vermutlich stand das für archische Leidenschaft. Auf dem Kubus wurde auch wieder geklettert,dann kamen Feuer, Wasser und Blitze dazu, was ebenso sinnlos war, aber gut kam gegen den Nachthimmel. „Total abgefahren“, sagtejemand neben mir. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: abgefahren. Mehr kann Mercedes nicht gewollt haben. Obwohl dann doch die meisten mit dem Rad nach Hause gefahren sind Christiane Kühl
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen