BEB wollen irische Rinder entsorgen

■ Bremen bewirbt sich um europaweit ausgeschriebenen Auftrag für „BSE-gefährdete“Tiere / Die Hoffnung: Stabile Gebühren

Die Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) beteiligen sich zur Zeit an einer europaweiten Ausschreibung um einen Auftrag aus Irland. In der Müllverbrennungsanlage Bremen könnten Rinderkadaver, die „BSE-verdächtig“sind, verbrannt werden. Über den Auftrag sprach die taz mit dem BEB-Betriebsleiter, Joachim Lossau.

taz: Herr Lossau, worum handelt es sich bei dem Großauftrag?

Joachim Lossau, BEB: Es handelt sich dabei zunächst um einen Versuch vom irischen Landwirtschaftsministerium mit ein paar Tonnen normaler Tierabfälle, um später einmal BSE-verdächtige Tierkadaver entsorgen zu können.

Was sind BSE-verdächtige Tierkadaver?

Alle Tiere, die in einer Herde mit einem BSE-kranken Tier waren. Die müssen nach einem EU-Beschluß ebenfalls getötet und entsorgt werden.

In Bremen würden also – wenn die BEB den Auftrag bekämen – keine BSE-Kadaver verbrannt?

Richtig – das können wir garantieren. Allen Tieren, die hier ankämen, werden vorher Gehirn und Rückenmark entnommen. Die Reste werden noch in Irland zerkleinert und bei 130 Grad sowie drei Bar Überdruck vier Stunden lang gekocht. Dabei wird alles sterilisiert und es entsteht ein Granulat, das lager- und transportfähig ist.

Wie würde dieses Granulat in Bremen entsorgt?

Es würde zusammen mit dem herkömmlichen Hausmüll verbrannt, weil das Granulat einen sehr hohen Heizwert hat. Wenn wir das Granulat pur verbrennen, kann es schlagartig zu sehr hohen Temparaturen oder sogar zu einer Verpuffung kommen. Darum wird der Hausmüll mit hinzugeführt.

Warum verbrennen die Iren das Granulat nicht in ihren eigenen Müllverbrennungsanlagen?

Hier geht es um zigtausend Tonnen Tierkadaver. Die Iren haben nicht die Kapazitäten.

Wie nah sind die BEB an dem eigentlichen Großauftrag dran?

Am Montag wollen irische Beamte unsere Anlage untersuchen. Zudem werden noch andere Müllverbrennungsanlagen in Europa in Augenschein genommen. Wir haben jetzt aber erst mal den Zuschlag für einen ersten Verbrennungsversuch in enger Zusammenarbeit mit den Bremer Behörden erhalten.

Inwiefern Zusammenarbeit?

Es mußte die Ausfuhr und vor allem die Einfuhr des Granulats nach dem Verbringungsgesetz des Baseler Abkommens genehmigt werden. So müssen ein lückenloser Transport und die anschließende Verbrennung sichergestellt sein. Es kommt schließlich darauf an, daß das Granulat nicht abhanden kommt und später als Tiermehl wieder auftaucht.

Wann wird entschieden, wer europaweit den Zuschlag bekommt?

Das läßt sich im Moment nicht genau abschätzen.

Welchen Umfang soll der Großauftrag haben?

Das Projekt soll über drei Jahre gehen und wir können täglich 100 Tonnen von dem Granulat entsorgen. Es kann aber auch sein, daß die Iren den Auftrag aufteilen. Wir können aber ein finanziell attraktives Angebot machen, da unsere Anlage größtenteils bereits abgeschrieben ist. Zudem liegen wir logistisch günstig durch die Seeanbindung über Bremerhaven.

Was würde der Großauftrag für Bremen bedeuten? Gibt es niedrigere Müllgebühren?

Weniger Gebühren lassen sich zur Zeit noch nicht absehen, auszuschließen ist dies aber nicht. Sicher ist, daß ein solcher Auftrag die Lage für die Zukunft der Müllgebühren stabilisiert. Wir machen uns mit einem solchen Auftrag zudem einen Namen im europäischen Müllmaklermarkt, um eine tragende Position in dem Bereich der thermischen Behandlung zu erlangen. Fragen: Jens Tittmann