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■ Bonn apartErmutigende Hilfszeichen für den nahen Osten

Endlich. Die Ossis sind los. Lange genug haben sie tatenlos dem Ausverkauf ihrer ehemals blühenden Landschaften zusehen müssen. Nun ist der Oderdeich gebrochen. Als Krupp gleich ein ganzes Stahlwerk plattwalzte, haben sie nicht einmal eine klitzekleine Brücke besetzt. Als ihr Salzbergbau stillgelegt wurde, haben sie weder eine Motorradtour nach Bonn gemacht noch Scharping geküßt. Und als Dynamo Dresden abstieg, weil die Schiedsrichter ständig Dynamo-Spieler vom Platz stellten, wurde man eben Hansa-Fan.

Doch nun, wo es dem Soli an den Kragen gehen soll, setzen sie ein Zeichen. Mit Erfolg. Seitdem Manfred Stolpe (den kennt man jetzt, nicht wahr?) die Sprengsätze in den ehemaligen Horchgängen und Gucklöchern der Deiche zündete (von wegen Mäuse und Ratten hätten die Deiche löchrig gemacht), weiß Deutschland wieder, wofür es den Solizuschlag zahlt. Jeder sieht, daß die da unten an der vorsibirischen Grenze wirklich Hilfe brauchen. Den Einsatzplan soll sogar Bob Geldof (Live-Aid) ausgearbeitet haben.

Und tatsächlich, die Überflutung Brandenburgs zieht eine Welle der Solidarität nach sich. „Monsieur 6,22“ – die Zahl des Jahres? – will die Siegerprämie der Tour des France nicht für sich behalten. Hilfe für Brandenburg?

Steffi Graf tritt nicht aus der Solidargemeinschaft aus, sondern aus der Kirche. Die Brave spart die Kirchensteuer ein, um weiterhin Solizuschlag zahlen zu können. Bundeskanzler Kohl ist statt zum Wolfgangsee zur Oder gefahren. Schon jetzt verzeichnet Brandenburg Tourismuszuwachsraten von über 1.000 Prozent. Und Gerhard Schröder hilft, indem er verstärkt gegen polnische Autodiebe vorgehen will.

Ermutigende Zeichen überall. Nur die FDP sieht angesichts der Sympathie für den Osten ihre Felle davonschwimmen. Jetzt kann sie nur noch Hochwasser in Köln retten. Markus Franz

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