■ Heranwachsende stoßen auf ungeöffnete Einbrecherbeute
: Ehrliche Panzerknacker

Bad Wörishofen (taz) – Hinten am Bach, gut hundert Meter vom nächsten Bauernhof weg, hocken die beiden zwölfjährigen Jungen Philipp Bogatu und Jürgen Lattner im Gras und grinsen übers ganze Gesicht. „Dort unter dem Busch, direkt am Wasser war es. Da hat er gelegen.“ Ein stattlicher Tresor nämlich, den eine offenbar auf Tresoreinbrüche spezialisierte Bande zuvor in Bad Wörishofen aus einem Hotel geklaut hatte – und diesen Geldschrank haben die beiden Burschen zusammen mit ihrem Schulfreund Michael beim Spielen gefunden. „Da lag sogar noch Werkzeug daneben“, erzählt Philipp, „also haben wir den halt geöffnet.“ Nach den Worten des Polizeichefs von Bad Wörishofen gelang ihnen damit etwas, was den professionellen Tresordieben nicht möglich gewesen war. Es ging ganz schnell, beteuern die jungen Panzerknacker. „Ruck, zuck“ sei das Ding auf gewesen. „Wir haben das Teil ein paar Mal hin und her gerollt und mit dem Werkzeug rumgemacht, dann kullerten zunächst zwei Markstücke raus.“ Sie staunten freilich nicht schlecht, als sie die gesamte Beute sahen. 80.000 Mark in bar, Schmuck, Wertpapiere, für 1.000 Mark Briefmarken und verschiedener Kleinkram. Wohin damit?

„Eine halbe, dreiviertel Stunde sind wir schon da hinten gehockt und haben überlegt“, so Jürgen und Philipp. Aber 80.000 Mark könne man ja nicht „so einfach unter der Matratze verstecken“. Die Versuchung, den Fund zu behalten, sei groß gewesen. „Da haben wir schon lange rumgekrümelt, aber dann sind wir zu dem Entschluß gekommen, wir geben's ab!“

Während Philipps Vater die ganze Geschichte zunächst nicht glauben wollte und sein großer Bruder für die „ehrliche Haut“ eher weniger schmeichelhafte Worte fand, waren Schuldirektor Michael Endler und Klassenlehrer Walter Knoll um so begeisterter. Das sei „das Topthema“ in diesem Schuljahr gewesen, „auch wenn es erst ganz am Schluß passiert ist. Da sieht man mal, daß unsere Erziehungsarbeit doch auf fruchtbaren Boden fällt.“

Der Tresorbesitzer zeigte sich nur begrenzt großzügig und rückte gerade mal 500 Mark Finderlohn heraus. Spendabler war da schon die Versicherung, die sich mit einem 4.500-Mark-Scheck bedankte. Der wurde den Burschen inzwischen feierlich im Rathaus überreicht; zusätzlich werden die beiden Handwerker in dieser Woche von einem Streifenwagen abgeholt und mit Blaulicht zur Polizeiinspektion gebracht. „Da dürfen wir mal Fingerabdrücke nehmen und uns das alles anschauen.“ Dem Polizeichef war bislang nicht zu entlocken, ob die Knaben den Beamten auch eine Einweisung in Sachen erfolgreiches Tresorknacken geben werden. Präventionsgeheimnis! Klaus Wittmann