: Hungern im Rhein-Main-Flughafen
■ Aktion von abgelehnten Asylbewerbern in Frankfurt
Frankfurt/Main (taz) – Immer mehr Asylbewerber schließen sich einem Hungerstreik auf dem Frankfurter Flughafen an. Gestern weigerten sich auch ein Algerier und ein Afghane, Nahrung zu sich zu nehmen. Seit Samstag sind bereits mehrere tamilische Flüchtlinge im Transitbereich in einem Hungerstreik. Die Gruppe protestiert gegen die Ablehnung ihrer Asylanträge im sogenannten Flughafenverfahren. Mit der Aktion wollen sie ihre Einreise nach Deutschland und damit die Aufnahme in das normale Asylverfahren erzwingen. In einer Resolution an Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) schrieben die zunächst acht Tamilen, daß sie im Fall ihrer Abschiebung nach Sri Lanka um ihr Leben fürchten müßten. Mehrere ihrer Landsleute, so heißt es in der Resolution der Männer weiter, seien nach der Rückkehr in ihrer Heimat verschollen.
In zwei Fällen hat das Verwaltungsgericht Frankfurt die Eilanträge am Wochenende zurückgewiesen. Der Bundesgrenzschutz (BGS) schob daraufhin einen Tamilen nach Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka, ab. Die Verwaltungsrichter, so Bernd Mesovic von der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl, lehnten seit dem Regierungswechsel in Sri Lanka 1994 regelmäßig Asylanträge von Tamilen ab. Die Richter seien offenbar überzeugt, daß sie zumindest im Großraum Colombo sicher vor Verfolgung seien. Das sehen die Betroffenen, die sich teilweise als „Unterstützer“ der oppositionellen Tamil Tigers bezeichnen, anders. Immer wieder seien abgeschobene Tamilien gerade im Großraum Colombo verschwunden und nie zu Hause angekommen. In einem Bericht für die UN- Menschenrechtskommission hatte auch amnesty international im März 1997 darauf hingewiesen, daß das Regime in Sri Lanka „Weltmeister im Verschwindenlassen von Personen“ sei.
Horst Schäfer vom Diakonischen Werk im evangelischen Regionalverband in Frankfurt beurteilt die Lage der Hungerstreikenden als sehr ernst. Gerade die Tamilen seien fest entschlossen, ihre Aktion fortzusetzen. Sollten die Eilanträge der gesamten Gruppe vom Verwaltungsgericht abgelehnt werden, drohe ihnen die „schnelle Abschiebung“. Medizinisch versorgt werden die Flüchtlinge zur Zeit von einem Sanitäter des Bundesgrenzschutzes. Klaus-Peter Klingelschmitt
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