BSE erkennen – künftig über Nacht

■ Ein Schweizer Test für Rindfleisch soll Verbrauchern wieder Sicherheit geben

Memmingen (taz) – Nach wie vor ist BSE ein Thema, das die Verbraucher bewegt: Soll man Rindfleisch noch kaufen, und wenn ja, wo? Die Frage, die Züchter und Metzger beschäftigt, lautet demnach: Wie ist das Vertrauen der Verbraucher wieder herzustellen, wie eine BSE-Freiheit des Fleisches zu gewährleisten?

Die Antwort kommt aus der Schweiz. Dort ist ein BSE-Test entwickelt worden, der quasi über Nacht Klarheit gibt über die mögliche Erkrankung eines geschlachteten Rindes. Der Allgäuer Züchter Andreas Blank ist angetan von der Schweizer Entwicklung: „Der Verbraucher könnte wieder beruhigt zum Rindfleisch greifen.“

Einer der Schweizer Wissenschaftler, die den Test entwickelten, ist Bruno Oesch, der sich inzwischen in der Firma Prionics AG auf dem freien Markt versucht – mit Unterstützung des Kantons Zürich, der die Vorteile des Tests erkannt hat. Mit Hilfe von Enzymen und Antikörpern finden die Tester in Hirngewebeproben bestimmte Eiweiße, sogenannte Prionen, die für die BSE-Infektion verantwortlich gemacht werden. „Binnen eines Tages haben wir das Ergebnis vorliegen“, erklärt Oesch. „Wir sind gerade daran, diese Zeitspanne noch wesentlich zu verkürzen.“

Bislang dagegen wurden nur Tiere untersucht, die deutliche Krankheitssymptome zeigten, und das mittels aufwendiger Gewebeschnitt-Analysen. Als Routinetest waren diese Verfahren viel zu aufwendig und teuer. Das neue Schweizer Verfahren wird bald für etwa 50 bis 100 Schweizer Franken pro Tier angeboten werden, was auf den Kilopreis nur einen minimalen Aufschlag bedeuten würde. Mehrkosten, die der Verbraucher gerne akzeptieren dürfte, wie der Memminger Metzger Michael Kleiber überzeugt ist. „Wenn so ein Blitztest zur Verfügung steht, finde ich das sehr verlockend, eine BSE-Freiheit garantieren zu können“, fügt er an.

Ein wenig wird sich Kleiber noch gedulden müssen, denn die Praxistests laufen derzeit erst in der Schweiz an. Doch ist mit dem Okay der Veterinärbehörden zu rechnen, so daß noch in diesem Jahr das neue Testverfahren auch in Deutschland zur Verfügung stehen wird. „Wir werden Partner suchen, die diesen Test durchführen können, und wir würden ihn auch in Lizenz an deutsche Labors vergeben. Es gibt bereits entsprechende Gespräche mit Laboratorien in ihrem Land“, sagt Forscher Oesch.

Bauer Andreas Blank hegt freilich Zweifel daran, daß der kostengünstige Schnelltest auch wirklich überall in Deutschland auf Gegenliebe stoßen wird. „Ich glaube, daß in gewissen Etagen auf politischer Ebene gar nicht so sehr dieser Test herbeigesehnt wird. Denn es könnte ja passieren, daß dann, wenn auf einmal 500 geschlachtete Tiere untersucht werden, zwei, drei oder gar fünf Tiere dabei sind, die doch infiziert sind mit BSE.“ Blank findet es schade, daß der Schweizer Test nicht schon ein halbes Jahr früher auf den Markt gekommen ist. „Sonst hätten wir uns diese unsinnige Schlachtaktion sparen können, bei der umsonst Tausende von Rindern abgeschlachtet wurden.“

Die EU-Kommission will auf den Test nicht warten. Sie hat gestern ein Verbot erlassen, ab 1. Januar 1998 Hirn, Augen, Mandeln und Rückenmark von Rindern, Schafen und Ziegen zu Lebensmitteln und Tierfutter zu verarbeiten. Klaus Wittmann