Von der Kunst, sich optimal zu kleiden

■ Mit kurzem Rock im Regen stehen oder in langer Hose schwitzen? Eine Sommerlust-Umfrage über Sonne-Regen-Bekleidung

Es ist 8.30 Uhr in Bremen. Der Kaffee steht auf dem Tisch und der Kleiderschrank im Schlafzimmer. Im Radio: Der Wetterbericht. Gibt es heute Nebel, Regen oder gar Sonnenschein? Was tun in dieser kleidungstechnisch recht mißlichen Lage? Die BremerInnen, die täglich über den Marktplatz flanieren, gaben der taz (in persona einer Interviewerin mit technisch funktionsfähigem Aufnahmegerät) zu diesem Problem Antworten.

Uwe, 30 Jahre alt: Ich empfehle, das schlechte Wetter zu ignorieren und im Bett zu bleiben. Da empfiehlt sich als Kleidung ein Schlafanzug oder gar nichts. Aber das kommt natürlich auf die Situation an.

Thomas, 45 Jahre

(trägt Sandalen): Weil es regnen könnte, ziehe ich grundsätzlich keine Strümpfe an. Ich habe also erstens immer nackte Füße. Außerdem trage ich eine lange Hose, ein einfaches strapazierfähiges Hemd mit kurzen Ärmeln, das ich über der Hose trage. Und wenn es kalt wird, dann stecke ich es in die Hose. Da wird es mir am Bauch nicht zu kalt. Falls ich dann naß werde, habe ich dafür regelmäßig ein Ersatzhemd mit. Außerdem trage ich schon aufgrund meines Alters eine leichte Jacke.

Jens, 26 Jahre

(trägt lange Hosen): Mir ist gerade schweineheiß. Dabei hatte ich zuhause noch eine kurze Hose an, dann habe ich aber aus dem Fenster geschaut: Es war plötzlich wolkig draußen und ich habe mir eben eine lange Hose angezogen. Jetzt komme ich raus, und dann ist es wieder schweineheiß. So sieht es aus. Aber ich kann mich nicht den ganzen Tag umziehen.

Jutta, 30 Jahre: Ich verfolge das Modell der Zwiebel: Erst mehr anziehen und dann immer mehr ausziehen.

taz: Auch nicht schlecht. Aber die Klamotten muß man ja mit sich herumschleppen.

Die tue ich dann einfach in den Rucksack.

Karen, 29 Jahre: Ich setze mich erst auf die Terasse und checke die Temperatur. Wenn es kalt wird, muß ich eben eine Jacke anziehen. Wenn es warm wird, ziehe ich sie wieder aus. Da kann man eben nichts machen.

Uwe, 37 Jahre: Ich habe mich heute zu warm angezogen. Aber jetzt schleppe ich das Ding (die Jacke) mit mir herum. Kannst Du mich davon erlösen?

taz: Ich glaube nicht. Was machst Du denn, wenn es regnet?

Du, ich denke mal, das ist schon 1.000 Jahre lang schon so. Ich weiß nicht, wo das Problem liegt. Ich meine, lohnt sich das, damit die Zeitung vollzuschreiben? Na, egal. Aber willst Du zufälligerweise ein Kaugummi von mir haben?

Erika, 58 Jahre: Wir sind keine Bremer, sondern Österreicher.

taz: Da haben Sie doch gerade mit dem Bremer Mischwetter zu kämpfen.

Erika: Da nehmen wir einfach unseren Knirps mit (zeigt auf ihre Handtasche) und dann sind wir für alle Eventualitäten gerüstet. Aber fragen Sie doch noch mal unsere Nachbarn neben uns.

Erwin, 63 Jahre: Wir gehen einfach ins Bekleidungsgeschäft, kaufen uns etwas, zum Beispiel einen Regenmantel. Es ist ja hier jetzt auch Sommerschlußverkauf.

Julia, 16 Jahre: Sag mal, hast Du mal Feuer? Wie war deine Frage?

taz: Meine Frage war, für welche Kleidung Sie sich morgens entscheiden?

Kleidung? Ich trage kurzärmelige T-Shirts und Röcke – aber lange Röcke und dann eine langärmelige Jacke drüber. Obwohl da fällt mir ein: Heute morgen hat es geregnet, da habe ich mir eine Hose angezogen. Dann wurde es plötzlich warm am Mittag und ich habe mir einen Rock angezogen, dann hat es wieder zu Regnen angefangen. Das war–s.

Jutta, 17 Jahre

(Freundin von Julia): Ich ziehe nur Hosen an, auch wenn es dann warm wird. Das halte ich schon aus. Ich bin da ein ziemlich gefährdeter Mensch. Mir wird nämlich gleich sehr schnell kalt.

Markus, 21 Jahre

(sein Freund steht daneben

beide tragen T-Shirts):

Wir stehen eigentlich immer erst mittags auf, da scheint die Sonne schon und dann haben wir damit eigentlich kein Problem mehr.

taz: Und die Sonnenbrille, die Sie tragen, setzen Sie dann auch auf?

Das muß ja sein, die hat man geschenkt bekommen und dann trägt man die. Das gehört sich so.

taz: Aha. Aber was tun Sie, wenn der Regen kommt?

Markus: Das ist doch ganz lustig, wir haben gestern noch auf dem Marktplatz im Regen gesessen. Das war echt spaßig. Das muß man nicht immer haben. Aber ab und an gehört das einfach dazu.

Thomas, 37 Jahre (trägt keine Anzugjacke, aber Anzughosen): Ich ziehe meine Anzugjacke aus und dann stelle ich außerdem meine Schuhe unter den Schreibtisch.

Was sagen Ihre Kollegen zu dieser Entkleidungsentscheidung ?

Thomas: Die merken das nicht. Und das offene Fenster tut sein übriges. Das ist kein Problem, überhaupt kein Problem.

Silvia, 31 Jahre (weiße Bluse): Mehrere Schichten übereinander sind gut, und die kann man bis zur alleruntersten Schicht ablegen.

taz: Bei Schuhen geht das schichtweise Auskleiden schlecht.

Das ist allerdings ein Problem. Da einigt man sich selbst frühmorgens irgendwo in der Mitte.

Fragen: kat/Fotos: Sol Arrese