Gelangweilter Löwe sucht Kamel mit sinnlichem Augenaufschlag

■ Das Theater Triebwerk spielt Kindertheater in der Speicherstadt

„Wüste, Wüste, Sand, Sand!“, schallt es durch die Speicherstadt. Das Wasser glitzert, die Sonne scheint. Die Backsteinfassaden der Klinkerbauten spiegeln sich im Fleet.

Doch mit durchdringender Stimme, Saxophon und Cello gelingt es den beiden Schauspielern Eric Schäffler und Uwe Schade tatsächlich, uns in eine Wüstenoase zu befördern. Wir spüren den Sand zwischen den Zähnen und langweilen uns mit Löwe Boltan, der so mächtig ist und darum so einsam. Zum Glück trifft er auf Murat, das nette Kamel alias Uwe Schade. Bei sanften Celloklängen nähern sich die Tiere einander an. Doch plötzlich erscheint der ebenso neidisch wie protzige Fuchs Abdul, der über die Zartheit des Löwen spottet. Eric Schäffler spielt das hinterlistige Schnüffeltier genauso überzeugend wie den nun ganz verunsicherten Löwen. Ein Freund für Löwe Boltan basiert auf einem Bilderbuch von Klaus Kordon und ist eine poetische inszenierte Parabel über die Freundschaft zwischen Andersartigen.

In Löwe sucht Löwin, dem zweiten am Sonntag vom Theater Triebwerk vorgestellten Kinderstück, geht es um Liebe. In dem von Eric Schäffler verfaßten Drama langweilt sich der lustvolle Löwe trotz Kamel, weil ihm die Löwenfrau fehlt. So machen sich die beiden Freunde auf zu neuen Oasen, um das Objekt der Begierde zu finden – doch als sie ihm begegnen, wird das mächtige Mähnentier ganz schüchtern und verlegen. Die Dame ist zunächst auch relativ arrogant: Unser Löwe müht sich ab, ihr durch Heldentaten zu gefallen, und sie liegt einfach da und wedelt prüfend mit dem Schwanz. Dabei will die Katze gar keinen Helden. Sie will nur, daß der Löwe zu seiner Zartheit steht.

Das faszinierende an der Produktion des Theater Triebwerk ist, daß die Schauspieler weder Kostüme noch aufwendige Kulissen brauchen. Wir sehen ihnen Kamelhöcker und Löwenmähne ohne weiteres an. Denn sie spielen nicht auf halber Flamme, wie dies leider manchmal bei Kindertheater der Fall ist. Der Löwe brüllt und schäumt vor Wut und ist dann plötzlich wieder ganz klein und kuschelig. Weise und mit sinnlichem Augenaufschlag nimmt das Höckertier die Schwächen seines neuen Freundes hin. Jede Szene wird durch Musik in die richtige Stimmung versetzt. Mal trabt das Cello, mal galoppiert es schweißgebadet durch den Wüstensand.

Die beiden Stücke sind auch für Erwachsene ein guter Grund, sich in die Speicherstadt aufzumachen. Denn es wird nicht simplifiziert, und doch kommt diese Poesie einfach und sehr leichtfüßig daher.

Katja Fiedler

nächste Vorstellungen: 10. und am 17. August. Bei Regen auf überdachter Bühne