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: Der Name ist Programm

Irgendwann in diesen schönen Sommertagen muß der ehemalige Bahn-Chef Heinz Dürr gründlich ins Grübeln geraten sein. Bietet sich ja auch an, so ein Wechsel in den Fastruhestand, sprich: in das Amt des Bahn-Aufsichtsratsvorsitzenden. Freudig sinnierte er über sein Werk der Bahn-Privatisierung, und er fand es außerordentlich gut, was da vor seinem inneren Auge abrollte.

Schließlich hatte er es geschafft, maroden Bahnhöfen eine corporate identity und sich selbst das Image des cleveren Sanierers zu verpassen. Dank seines schwäbischen Idioms und seines volkstümlich anbiedernden Humors war es nicht einmal aufgefallen, daß er einige tausend Bahnbeschäftigte und etliche Kilometer Schienennetz abgewickelt hatte. Dafür durfte er zum Abschluß eine glänzende Bilanz präsentieren und konnte sich ohne Gram aufs wohlverdiente Aufsichtsrats- Altenteil zurückziehen.

Wenn da bloß nicht dieser leidige Transrapid gewesen wäre. Jahrelang hatte Dürr es geschafft, sich und die Bahn aus dem superteuren Magnetbahnprojekt herauszuhalten. Und dann am Ende seiner Vorstandstage hatte er doch noch die Verantwortung aufgedrückt bekommen. Aber ein echter Unternehmer macht aus allem das Beste, und Dürr hat sich von je vor allem als Unternehmer gesehen.

Und ein Unternehmer will vor allem eines: Verkaufen. Der Transrapid hatte sich aber hinreichend als Ladenhüter erwiesen. „Transrapid, Transrapid – was fällt mir da bloß ein?“ mag Dürr bei einem Schoppen Wein räsoniert haben. Und er assoziierte: Transrapid-Gegner, Transrapid-Protest, Transrapid-Demo. Hoffnungslos versaut also das Image des Magnetflitzers. Schneller als der Transrapid von null auf vierhundert beschleunigt, kam Dürr auf die Lösung des Problems: Das Kind braucht einfach einen neuen Namen. Als ICE 5 reiht sich die Magnetbahn künftig wunderbar ins Bahnsortiment ein. Keine Chance mehr für Gegner, gegen die Magnetbahn mobil zu machen. Denn ehrlich, wer geht zu einer Demo gegen den ICE 5? Eben. Gudrun Giese