Großes Fernweh und das kleine Glück

■ Wie einst Lili Marleen: Ulrich Tukur und sein Akkordeon stellen den Hamburger Dichter Hans Leip in Wort und Ton der zwanziger Jahre im Speicherstadtmuseum vor

Das Bekenntnis läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Er glaube, daß die Heilsarmee die einzige Armee mit Daseinsberechtigung sei, schrieb Hans Leip in seinen Memoiren. Genützt hat es ihm wenig. Der 1983 verstorbene Dichter ist vor allem als Texter eines Soldatenschlagers bekannt. Zwar nannte John Steinbeck „Lili Marleen“das schönste Liebeslied aller Zeiten – schade nur, daß es deutsch sei.

Im Rahmen der Hafenkulturtage, die verschiedene Theateraufführungen in der Speicherstadt präsentieren, wird Hans Leip wiedererweckt. Wie einst Lili Marleen heißt das Programm, das bereits im letzten Herbst in den Kammerspielen zu sehen war und unter der Regie von Wolfgang Stockmann auf CD erschien. Ulrich Tukur, künstlerischer Co-Leiter der Kammerspiele, spricht und singt die Texte. Auswahl und Kommentare stammen von dem Hamburger Publizisten und Leip-Experten Matthias Wegner.

Leips Glanzzeit lag in den zwanziger und dreißiger Jahren – bruchlos. Von den Nazis wurde er geduldet. „Heftige Äußerungen des Widerspruchs waren seine Sache nicht,“kommentiert Wegner. Leips Sache und Erfolgsrezept war vor allem das Meer, das Abenteuer in der Ferne und zuhause das kleine private Glück. Seine Lieder wurden im Radio gespielt, der Romane Jahn Himp und die kleine Brise avancierte zu Bestsellern.

Er hätte sich an der Grenze zwischen Trivial- und Hochliteratur bewegt, sagt Wolfgang Stockmann. Die Textauswahl trägt dem Rechnung. Neben fernwehtriefender Schunkelromantik finden sich Erzählungen wie Der Gingkobaum, eine zarte Liebesgeschichte zwischen einer nordfriesischen Biologiestudentin und einem japanischen Arzt, die Leips Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Kulturen dokumentiert.

In der Mischung von Ernstem und Plattem, Selbstzeugnis und Kommentar, Lied und gesprochenem Text entstand ein Portrait Hans Leips, das ausgewogen und gerecht scheint. Live wird es um einige speziell auf Hamburg bezogene Texte erweitert. Im passenden Ambiente des Speicherstadtmuseums soll so die Erinnerung an einen Hamburger Leip- und Hafendichter wachgerufen werden - ach ja, und Ulrich Tukur bringt sich selbst und ein Ackordeon mit.

Barbora Paluskova

Freitag, 8. und Samstag, 9. August, 20.30 Uhr, Hamburger Speicherstadtmuseum, St. Annenufer 2