■ Vorschlag
: Zufällig anmutende Ansammlung: „Mann, Frau, Hund“ im Kino

Man muß ja nicht mal ein Einheimischer sein, um zu wissen, daß Berlin ein ernsthaftes Problem mit den angeblich besten Freunden des Menschen hat. Zahllose (manchmal sogar angeleinte) Hundchen, Köter, Kläffer, vom Yorkshire-Terrier über die allseits beliebte Promenadenmischung bis zum Mastino, hinterlassen täglich Dinge im Stadtbild. Das sorgt für Konflikte.

In „Mann, Frau, Hund“ von Alice Agneskirchner geht es um Hunde in Berlin: Die Münchner Dokumentarfilmerin führt eine Handvoll Damen und Herren und deren Hundis vor, zeigt, wie man miteinander umgeht, und kommt ins Gespräch. Da ist die 75jährige Professorin mit ihren vier Windhunden, der Hausbesetzer mit seiner Promenadenmischung und der angegraute Rocker mit seinem Schäferhund, Alleinstehende und Familien, Spitz und Setter. Eine bunte, zufällig anmutende Ansammlung von Menschen und Tieren, die trotzdem gängige Ahnungen und Vorurteile über Hunde und ihre Halter bestätigt. „Der Hund ist bedingungslos“, heißt es einmal, „der Hund diskutiert nicht.“

Wieder ist „der Vierbeiner“ nicht nur Ersatz für fehlende menschliche Gesellschaft, sondern mehr oder weniger pflegeleichter Zuneigungsspender, der sich disziplinieren läßt. Leider interessiert sich die Filmemacherin weniger für die Hunde als für die Menschen und biographischen Schnipsel. Bei ihrer letzter Arbeit, dem zu Recht gefeierten „Rauliens Revier“, hatte sich eine gewisse Beliebigkeit ausgezahlt, der Verzicht auf strenge Form und starre Fragestellung. Das Porträt des erdigen Kiezpolizisten im Ruhrpott, der seine Nachbarschaft auf sympathische Art im Griff hat und ohne Autoritätsgehabe als Vermittler wirkt, entstand aus der kaleidoskopischen Montage von Alltagsszenen.

Ähnlich ist auch „Herr, Frau, Hund“ angelegt. Aber ohne thematische Klammer wirkt der einstündige Film ziellos. Was bleibt, ist ein buntes Potpourri von Ansichten, die nur verbindet, daß sie sich um einen Hund drehen. Das ist nie richtig uninteressant, aber so richtig abendfüllend ist es auch nicht. Thomas Klein

„Mann, Frau, Hund“ von A. Agneskirchner. Kinos siehe Cinemataz