■ Car-Sharing
: Wohnen mit Volks-Wagen

Es ist – trotz einiger Solarzellen – nicht wirklich ein ökologisches Wohnprojekt. Und es ist auch keine autofreie Wohnzone. Das Stadthaus Schlump am gleichnamigen U-Bahnhof ist ein umgebautes Stadtkrankenhaus, das heute für eine Miete von knapp 20 Mark pro Quadratmeter gutbetuchten Singles und Familien eine zentrale Wohnlage in fast schon historischen – weil 1877 erbauten – Mauern bietet.

Doch in der Miete ist eine HVV-Monatskarte enthalten, und die Wohnanlage verfügt über einen hauseigenen Car-Sharing-Pool. Das im Sommer vorigen Jahres angelaufene Konzept der gemeinsamen Autonutzung aller BewohnerInnen entsprang nicht dem Kopf einiger VerkehrskritikerInnen. Es stammt aus der Ideenkiste des durchaus profitorientierten Investors Jürgen Gessner und aus der Marketingabteilung des Wolfsburger Autokonzerns VW.

Dem rund 100köpfigen Wohnvolk am Schlump stehen sechs feuerrote Wagen, darunter auch ein Elektro-Golf und ein Kleinbus, zur Verfügung. Jeder Mieter kann mittels einer Chip-Karte das jeweils gewünschte Auto reservieren oder – sofern gerade frei – spontan in Anspruch nehmen. Ein Computer regelt die Freigabe der Fahrzeuge am Schlüsselkasten und erledigt die Abrechnung.

Die Kosten für die Nutzung der Fahrzeuge liegen - inklusive Benzin und Versicherung – zwischen fünf und neun Mark und sind damit etwas höher als etwa beim Hamburger Car-Sharer „Stattauto“. Ein weiterer Unterschied zu den „Stattauto“-NutzerInnen, die überwiegend auf einen Privatwagen ganz verzichten, besteht darin, daß rund 60 Prozent der StadthausbewohnerInnen die Schlump-Autos als Alternative zum Zweitwagen in Anspruch nehmen.

In einer kürzlich durchgeführten Haus-Befragung wünschten alle BewohnerInnen sich eine Fortsetzung des zunächst auf drei Test-Jahre begrenzten Angebotes. „Aufgrund der positiven Erfahrungen“, pressemitteilen deshalb die Autobauer, würden sie „weitere vergleichbare Projekte“in der Hansestadt planen. Wo sich diese befinden könnten, soll nach Aussagen von VW „noch im Herbst entschieden“werden. mac